In Horn-Bad Meinberg, Nordrhein-Westfalen, wird ein neues Kapitel in der Logistikbranche aufgeschlagen. Amazon hat dort seinen 23. Standort in NRW eröffnet, auf einer beeindruckenden Fläche, die etwa sieben Fußballfeldern entspricht. Dieses hochmoderne Logistikzentrum wird künftig rund eine Million Artikel lagern, die mit dem Ziel, schnellstmöglich beim Kunden zu sein, durch die Gänge wandern. Das Unternehmen setzt auf Schnelligkeit und Effizienz, sodass die Ware, wenn sie online bestellt wird, idealerweise bereits einen Tag später beim Käufer ankommt.
Am 13. September 2024 war es so weit: Robert Bacco, einer der Mitarbeiter, hielt einen bewegenden Moment fest, als er die ersten Pakete aus dem neuen Lager versandte. „Ich bin noch am Zittern, muss ich ganz ehrlich sagen“, gestand er. „Es ist natürlich ein spannender Moment und ja, ich kann es eigentlich tatsächlich kaum in Worte fassen.“ Bacco beschreibt den Arbeitsalltag im Lager als besonders abwechslungsreich, indem er Motoröl und Prinzessinnenkronen nebeneinander verpackt. Diese skurrilen Kontraste machen den Job für viele Mitarbeiter spannend.
Modernste Technologie im Einsatz
Das neue Logistikzentrum gilt als eines der modernsten in Europa. Dank eines raffinierten Sortiersystems, das auf den ersten Blick chaotisch erscheint, können unterschiedliche Produkte effizient zusammen bearbeitet werden. „Dadurch ist der Prozess schneller, weil wir theoretisch mehrere Regale gleichzeitig bedienen können“, erklärt Standortleiter Rene Hille. Innerhalb von Sekunden ermittelt ein intelligentes System, wo die Ware vorrätig ist und von wo aus sie am schnellsten versendet werden kann. Komplexe Abläufe werden durch rund 3.700 Roboter unterstützt, die die Regale dorthin bringen, wo die Mitarbeiter die Artikel auswählen können.
Kreative Lösungen werden auch in der Personaleinteilung gefunden. Das Unternehmen bietet inklusive Arbeitsplätze, so dass auch Menschen mit Lese- und Schreibschwierigkeiten eine Chance auf Beschäftigung bekommen. „Jeder, der arbeiten möchte, kann bei uns arbeiten“, betont Pressesprecher Oliver Kentschke.
Herausforderungen und Gehalt
Die logistische Effizienz des Unternehmens steht jedoch im Kontext wiederkehrender Streiks, vor allem in Zeiten von besonders hohem Verkaufsaufkommen, wie zu Weihnachten oder am Black Friday. Gewerkschaften fordern, dass die Mitarbeiter nach Tarifbestimmungen des Einzelhandels bezahlt werden. Amazon kontert, dass auch ohne Tarifvertrag attraktive und gut bezahlte Arbeitsplätze angeboten werden. Im neu eröffneten Lager in Horn-Bad Meinberg beträgt der Einstiegsstundenlohn 15,05 Euro, und es wird eine Vier-Tage-Woche mit flexiblen Arbeitszeiten angeboten, um die Attraktivität der Stellen zu erhöhen.
Derzeit wird der Standort schrittweise hochgefahren. Bis Weihnachten soll die Dimension der Logistik noch erhöht werden, sodass täglich Hunderttausende Pakete verpackt und versendet werden. Dies geschieht über mehr als 15 Kilometer komplexe Fördertechnik. Techniker wie Michael Zharikov sind dafür zuständig, dass alles reibungslos läuft, und kümmern sich um die Behebung von Störungen, die im hektischen Betriebsalltag vorkommen können.
Besonderen Wert legt das Unternehmen auch auf den Datenschutz. Jede Bestellung wird anonymisiert behandelt und durchläuft das Lager mittels Barcodes. Vor dem Versand erfolgt eine Gewichtskontrolle, um sicherzustellen, dass das richtige Paket auf den Weg geschickt wird. Das Adressetikett wird automatisch generiert, ohne dass jemand Kenntnis von den Bestellungen hat.
Insgesamt stellt der neue Standort einen bedeutenden Schritt in der strategischen Ausweitung der Logistikfähigkeiten von Amazon dar und könnte das Einkaufserlebnis für zahlreiche Kunden revolutionieren, während sich gleichzeitig die Arbeitsbedingungen und das Verdienstpotential der Angestellten im überregionalen Vergleich weiterhin verändern.
