Das Thema Klima ist in aller Munde, und viele Menschen setzen sich aktiv mit dieser Thematik auseinander. Eva Horn, eine an der Universität Wien lehrende Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, hat nun ein umfassendes Werk mit dem Titel "Klima" veröffentlicht. Anders als herkömmliche wissenschaftliche Arbeiten konzentriert sich Horn nicht auf eine bloße "Kulturgeschichte des Klimas". Stattdessen schreibt sie eine "Wahrnehmungsgeschichte", die untersucht, wie Menschen in der Vergangenheit das Klima verstanden und fühlten.
In der heutigen Welt wird der Klimabegriff oft durch Schlagwörter wie Klimawandel und Klimaschutz geprägt. Horn kritisiert diese eng gefasste Sichtweise und erklärt, dass die offizielle Definition, die sich auf statistische Messungen stützt, die sinnliche Erfahrung des Klimas vernachlässigt. Sie fragt: Wie haben Menschen das wahrgenommen, was wir heute als Klima verstehen, und welche Begriffe haben sie dafür verwendet?
Ästhetische Wahrnehmungen und literarische Einblicke
Ein zentrales Thema in Horns Buch ist die Art und Weise, wie Menschen mit den Elementen der Natur, wie Luft und Wind, interagierten. Die Autorin zieht literarische und poetische Vergleiche heran, um die phänomenologischen Wahrnehmungen der Menschen zu verdeutlichen. So setzt sie beispielsweise Gedichte über den Scirocco, einen heißen Wind, von Friedrich Hebbel und Christian Morgenstern nebeneinander. Diese Gedichte illustrieren die tiefgreifenden Auswirkungen der Natur auf den menschlichen Geist und das Leben der Menschen.
Horn untersucht auch, wie Krankheiten und schädliche Gerüche in der Vergangenheit wahrgenommen wurden, lange bevor die Wissenschaft das Vorhandensein mikroskopischer Krankheitserreger verstand. Antike Vorstellungen von „Miasmen“, die als schädliche Dampfwolken galten, illustrieren, wie eng das Lebensgefühl und die Umweltwahrnehmung miteinander verknüpft sind.
Eva Horn hat bereits mit ihren früheren Werken, wie "Zukunft als Katastrophe", Anerkennung gefunden und wurde 2020 mit dem Heinrich-Mann-Preis ausgezeichnet. Bewertungen ihrer Arbeit heben hervor, dass sie Wissenschaftsgeschichte mit Literatur und Kunst verknüpft, ohne dabei den politischen Aspekt aus den Augen zu verlieren. Dieses Zusammenspiel findet sich auch in ihrem neuen Buch "Klima".
In der groß angelegten Imaginationsgeschichte des Klimas nimmt Horn Bezug auf verschiedene Disziplinen, von Medizin über Philosophie bis hin zur Kunst. Sie thematisiert ebenso Werke der Gegenwartsliteratur. So bringt sie den Science-Fiction-Roman "Ministerium für die Zukunft" von Kim Stanley Robinson mit ihrer Argumentation in Einklang und bezieht sich auch auf den mehrteiligen Roman "Am Weltenrand sitzen die Menschen und lachen" von Philipp Weiss.
Ein neuer Blick auf das Klima
Im abschließenden Kapitel ihres Buches fordert Horn dazu auf, unsere Vorstellungen vom Klima grundlegend zu verändern. Sie fordert eine neue Perspektive, die unter dem Begriff "Luftverbundenheit" zusammengefasst werden kann. Diese Idee zielt darauf ab, ein Gefühl der Verbundenheit mit der Natur zu schaffen, das über das reine Verständnis von "Erdverbundenheit" hinausgeht, wie es der Soziologe Bruno Latour formuliert. Horn beschreibt das Ideal einer Welt, die reich, kreativ und sinnlich ist, und definiert Luftverbundenheit als eine Existenz, in der alle Lebewesen einen gemeinsamen Atem teilen und in der alles fließt, ohne verloren zu gehen.
Mehr Informationen über Horns Buch "Klima. Eine Wahrnehmungsgeschichte" sowie Einzelheiten zur Buchpräsentation, die am 27.11. im Wien Museum stattfinden wird, können auf www.puls24.at nachgelesen werden.
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