Der Hadreser Hans Gartler hat in bemerkenswerter Weise seine Nachbarschaft und die Geschichte ihrer Wurzeln wieder aufleben lassen. Er kümmerte sich um die Restaurierung einer Gedenktafel, die an die verschwundene Ortschaft Gerstenfeld an der Grenze zu Tschechien erinnert, einer Region, die für viele eine Geschichte der Vertreibung und des Verlustes verkörpert.
Im Frühjahr wurde die Tafel, die seit Jahren als Mahnmal fungiert, von Unbekannten beschädigt. Bei einer Traktorrundfahrt mit seinem Enkel machte Gartler Ende Mai diese bedauerliche Entdeckung. Die verletzten Erinnerungen an Gerstenfeld, dessen Bevölkerung nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs vertrieben wurde, berührten ihn zutiefst. Für Gartler hat das Thema eine persönliche Dimension, da sein eigener familiärer Hintergrund stark mit der Geschichte dieser Region verbunden ist – seine Mutter stammte aus Gerstenfeld.
Eigeninitiative und Gemeinsinn
Am nächsten Tag, entschlossen und voller Engagement, machte Gartler sich auf den Weg zur Gedenkstätte. „Ich nahm die Tafel mit nach Hause und richtete sie wieder aus“, erklärte er. Seine Eigeninitiative stellte nicht nur sein handwerkliches Können unter Beweis, sondern nahm auch die Form einer Gemeinschaftsleistung an. Unterstützt wurde er dabei von mehreren Mitstreitern.
„Unser Schulwart Reinhart Kettner gab ihr eine neue Farbe, und die Schrift wurde neu nachgezogen. Unsere Gemeindesekretärin Erna Seidl organisierte einen neuen Rahmen“, berichtete Gartler weiter. So wurde die Gedenktafel durch den Einsatz und das Engagement der gesamten Gemeinschaft großzügig restauriert.
Nachdem die Renovierungsarbeiten erfolgreich abgeschlossen waren, war es an der Zeit, die Tafel wieder an ihren ursprünglichen Platz zurückzustellen. Gartler war glücklich, dass er seinen Sohn Johannes sowie seine Enkelthemen Laurenz und Theodor einbeziehen konnte. Gemeinsam verwirklichten sie diesen wichtigen Akt des Erinnerns und der Ehre, der über die generationsübergreifende Weitergabe der Familiengeschichte hinausgeht.
Diese Initiative ist nicht nur ein bedeutender Schritt zur Wahrung des kulturellen Erbes, sondern auch ein starkes Zeichen für die kollektive Identität und den respektvollen Umgang mit der Vergangenheit. Hier zeigt sich, wie wertvoll es ist, wenn Einzelpersonen sich für den Erhalt der Geschichte ihrer Vorfahren einsetzen und wie viel Kraft in der Zusammenarbeit mit anderen liegt.
Die wiederhergestellte Gedenktafel steht nun wieder an der Grenze und erinnert all jene, die vorbeikommen, an die ehemaligen Bewohner von Gerstenfeld und die Ereignisse, die zu ihrer Vertreibung geführt haben. Es ist ein stiller, aber kraftvoller Ort der Reflexion über die Vergangenheit, der Hoffnung auf eine respektvolle Zukunft und ein Aufruf, die eigenen Wurzeln nicht zu vergessen.
Das Engagement von Hans Gartler zeigt eindrucksvoll, wie die Erinnerungen lebendig gehalten werden können, und das, obwohl Zeiten der Trauer und des Verlusts oft überwältigend erscheinen mögen. Mit einer solch beständigen Erinnerung wird nicht nur den Verstorbenen Respekt gezollt, sondern auch aus ihrer Geschichte kann die Zukunft gestaltet werden.