Immer mehr Menschen in Hollabrunn entscheiden sich, die Grabstellen ihrer Angehörigen frühzeitig zurückzugeben. Dieser Trend hat in den letzten Jahren zugenommen und wirft Fragen zur zukünftigen Friedhofskultur auf. Besonders an Tagen wie Allerheiligen und Allerseelen wird traditionell der Verstorbenen gedacht, doch die Pflege der Gräber zeigt deutliche Veränderungen.
Aktuell beherbergt der Friedhof von Hollabrunn rund 2.200 Grabstellen, von denen etwa 200 frei sind. In den angrenzenden Katastralgemeinden gibt es zusätzlich circa 1.100 Grabstätten, wobei 220 ebenfalls ungenutzt sind. „Man stellt fest, dass immer mehr Gräber bereits nach zehn Jahren zurückgegeben werden, was der gesetzliche Mindestzeitraum für eine Grabnutzung ist“, erklärt Wolfgang Scharinger, der Friedhofstadtrat von Hollabrunn. „Leider zeigt sich, dass die Gräber nicht mehr so intensiv gepflegt werden wie früher, und das hat einen Einfluss auf die Friedhofskultur insgesamt.“
Veränderungen in der Gräberpflege
Die abnehmende Pflege der Gräber ist nicht nur ein persönliches, sondern auch ein gesellschaftliches Phänomen. Viele Hinterbliebene fühlen sich oft überfordert mit den notwendigen Arbeiten. „Es ist nicht nur Zeitmangel, der dazu führt, dass weniger gepflegt wird. Manchmal fehlt auch einfach die Verbundenheit zu den Grabstätten, die früher viel stärker ausgeprägt war“, so Scharinger weiter im Gespräch.
Die Bedeutungsänderung der Gräberpflege könnte auch mit einer Bewegung hin zu neuen Bestattungsformen zusammenhängen. Alternativen wie eine anonyme Beisetzung oder die Nutzung von Urnen haben in den letzten Jahren an Popularität gewonnen. In dieser Hinsicht spiegelt der Wandel in Hollabrunn etwas wider, das sich auch in vielen Teilen des Landes zeigen lässt.
„Die Friedhöfe sind nicht mehr nur Orte des Trauerns, sondern sollen auch Plätze der Erinnerung und der Begegnung sein. Das erfordert eine neue Sichtweise auf die Friedhofskultur“, betont Scharinger. „Es gilt, diesen Ort so zu gestalten, dass er den Bedürfnissen der heutigen Generation gerecht werden kann.“
Die Thematik ist komplex und es gibt verschiedene Ansätze, um den Herausforderungen der modernen Bestattungskultur gerecht zu werden. Eine Lösung könnte darin bestehen, mehr Information und Unterstützungsangebote für die Angehörigen zu schaffen, um die Pflege der Grabstätten zu erleichtern.
Diese Beobachtungen kommen nicht nur von den örtlichen Behörden, sondern wurden auch in Gesprächen mit Bestattern und anderen Akteuren der Grabpflege deutlich, die den aktuellen Trend ebenfalls bestätigen. “Die Menschen müssen sich entscheiden, wie sie mit der Erinnerung an ihre Lieblingsmenschen umgehen. Es wird nicht einfacher, und wir müssen uns damit auseinandersetzen”, sagte ein örtlicher Bestatter.
Der Wandel der Friedhofskultur in Hollabrunn ist somit ein Spiegel von größeren gesellschaftlichen Veränderungen, die sich in der Art und Weise zeigen, wie wir mit dem Thema Tod und Erinnerung umgehen. In Zukunft könnte dies zu einer Neuinterpretation der Friedhofskultur führen, die sowohl Tradition als auch moderne Prinzipien integriert.