Nach 40 Jahren im Dienst der Geburtshilfe verabschiedete sich Andrea Bischof am 1. Oktober in den Ruhestand. Die Dietersdorferin, die ihre Karriere als Hebamme im Hollabrunner Krankenhaus begann, hinterlässt eine beeindruckende Bilanz: 1.163 Geburten sind es, bei denen sie schwangere Frauen während der emotionalsten und herausforderndsten Momente ihres Lebens begleitete. Ihre Karriere begann sie zu einem Zeitpunkt, als sie selbst schwanger war, und trotz anfänglicher Schwierigkeiten gab sie nicht auf: „Ich hab‘ mir meinen Stand erarbeitet“, erzählt sie mit einem stolzen Lächeln.
Bischof prägte nicht nur die Geburtsvorbereitung durch Infoabende für Schwangere im Jugendheim, sondern war auch stets ein fester Bestandteil des Krankenhauses. Ihr letzter Dienst war so aufregend, dass sie kaum Zeit hatte, um nostalgisch zu werden. „Eine Geburt ist immer ein ganz besonderes Erlebnis“, erklärt sie, und erinnert sich an eine überraschende Zwillingsgeburt, bei der das zweite Baby zunächst für ein Myom gehalten wurde, sowie an eine Hausgeburt, die sie telefonisch anleitete, während der Rettungsdienst unterwegs war.
Ein beeindruckender Werdegang
Im Laufe ihrer Karriere erlebte sie vier verschiedene Primare und war in die Bauplanungen des neuen Krankenhauses involviert, was die hohe Wertschätzung ihrer Expertise unterstrich. Die erfolgreiche Zusammenarbeit mit Primar Anzböck bleibt ihr dabei besonders positiv in Erinnerung. Neben ihrer Arbeit in der Klinik gründete sie 1995 das Mütterstudio „ProMami“, das Mütter und ihre Kinder im ersten Lebensjahr unterstützt. Diese Initiative entstand aus der Unsicherheit, ob die Geburtenstation des Krankenhauses weiterhin bestehen würde.
Andrea Bischof, die selber nie in Karenz ging, sondern nur Mutterschutz in Anspruch nahm, ist auch heute noch eine wichtige Ansprechpartnerin im „ProMami“. Ihre Tochter Ramona wird die Leitung der Einrichtung im kommenden Dezember übernehmen, nachdem sie sich entschlossen hat, in die Fußstapfen ihrer Mutter zu treten. „Es hat mich wirklich überrascht, als Ramona gesagt hat, dass sie auch Hebamme werden möchte“, vertritt sie den Stolz einer Mutter, die weiß, dass ihr Erbe weitergeführt wird. Zudem beobachtet sie, wie sich die Rolle der Väter in den letzten Jahrzehnten positiv verändert hat.
Die Veränderungen, die Bischof über die Jahre in der Geburtsmedizin erlebt hat, reichen von den verwendeten Techniken bis hin zur Bürokratie: „Die Dokumentation hat in den letzten 40 Jahren stark zugenommen“, bemerkte sie, während das Wunder des Lebens weiterhin im Mittelpunkt aller Bemühungen steht. Trotz der Herausforderungen und traurigen Momente, die auch zu ihrem Alltag gehören, bleibt die Hebamme optimistisch und stolz auf ihren Beruf.
„Ich werde so lange im ProMami bleiben, wie mich die jungen Eltern akzeptieren“, sagt Bischof. Ihre Leidenschaft für die Arbeit wird ihr auch im Ruhestand Freude bringen, denn der Kontakt zu Schwangeren und jungen Familien bleibt für sie eine Herzensangelegenheit.