In Waldstetten-Weilerstoffel sorgt eine neue Fitnessmethode für Furore: das 12-3-30-Workout, das über soziale Medien von der Influencerin Lauren Giraldo populär gemacht wurde. Diese Trainingsmethode verspricht, innerhalb von nur 30 Minuten mit einer speziellen Kombination aus Steigung und Geschwindigkeit effektiv Fett zu verbrennen. Die Kombination besteht darin, auf einem Laufband eine Steigung von 12 Prozent und eine Geschwindigkeit von 4,8 km/h einzustellen, was ungefähr 3 Meilen pro Stunde entspricht. Doch wie realistisch ist diese Methode für die allgemeine Bevölkerung und insbesondere für diejenigen ohne Zugang zu einem Laufband?
Die Praktizierbarkeit des 12-3-30-Workouts
Für alle, die kein Laufband oder keinen Zugang zu Fitnessstudios haben, stellt sich die Frage, wie diese Trainingseinheit im Freien umgesetzt werden kann. Die Herausforderung liegt darin, eine geeignete Strecke mit einer kontinuierlichen Steigung von mindestens 12 Prozent über eine Distanz von 2,4 Kilometern zu finden. In der Umgebung von Waldstetten, insbesondere zwischen Weilerstoffel und dem Tannhof, finden sich einige Steigungen, die jedoch nicht immer dem geforderten Niveau entsprechen. Dennoch bietet die Route über das Kalte Feld eine geeignete Möglichkeit, das Workout nach den spezifischen Vorgaben durchzuführen.
Die wissenschaftliche Perspektive
Sportwissenschaftler Prof. Dr. Jochen Mayer hat die effektive Kontrolle des 12-3-30-Workouts unter die Lupe genommen. Er erklärt, dass während das Workout durchaus Muskelgruppen wie Quadrizeps und Gesäßmuskulatur anspricht, es dennoch grundlegende Trainingsprinzipien missachtet. „Es ist entscheidend, dass die Übungen auf das individuelle Fitnesslevel abgestimmt sind“, gibt Mayer zu bedenken. Viele Benutzer, die sich streng an die 30-minütige Routine halten, könnten stagnierende Fortschritte erleben.
Die Erfassung des Fortschritts
Ein weiterer kritischer Punkt ist das Tempo, das vorgegeben wird. Wer sich strickt an die vorgegebene Geschwindigkeit hält, läuft Gefahr, es nicht ernsthaft herausfordernd genug zu gestalten. Ein aus einer physischen Sicht wenig forderndes Training kann zu einem Zustand führen, in dem keine signifikante Verbesserung mehr erzielt wird. Um jedoch die Vorteile eines Ausdauertrainings zu sichern, muss der Puls idealerweise zwischen 60 und 85 Prozent der maximalen Herzfrequenz liegen.
Kritik und Skepsis gegenüber Fitness-Trends
Diese Fitness-Methode hat nicht nur ihre Befürworter. Prof. Dr. Timo Stiller, der die Abteilung Sportwissenschaft an der PH Schwäbisch Gmünd leitet, äußert sich deutlich skeptisch: „Ich halte nichts von dieser Art von Training“, erklärt er. Die Idee, ein Workout einfach zu portionieren und sich damit einen freieren Zeitrahmen zu schaffen, sei unreflektiert und nicht zielführend. „Letztlich befindet man sich auf einem gefährlichen Zustand des minimalistischen Trainings, wo weniger Bewegung als gesund angesehen wird.“
Die Anziehungskraft einfacher Fitnesslösungen
Ein positiver Aspekt des 12-3-30-Workouts ist, dass es durch seine Einfachheit Personen ansprechen könnte, die keinen Zugang zu fitnessbetonten Lebensweisen haben. Eine solche niedrigschwellige Methode könnte für Anfänger dabei helfen, aktiv zu werden. Allerdings besteht die Gefahr, dass für untrainierte Menschen dieser Ansatz bereits anfangs überfordernd wirken kann. Die WHO empfiehlt generell wenigstens 150 Minuten Bewegung pro Woche mit moderater Intensität, eine Empfehlung, die viele der sehr vereinfachten Fitnessansätze nicht erfüllen.
Ein ganzheitlicher Ansatz für Fitness und Gesundheit
Angesichts der Risiken und Herausforderungen, die mit der 12-3-30-Methode verbunden sind, rufen Experten dazu auf, breitere und individuellere Trainingsmethoden in Betracht zu ziehen. Anstatt sich auf ein bestimmtes Konzept zu stützen, sollte jeder Nutzer aus einem vielfältigen Baukasten an Fitnessansätzen wählen, um das passende Workout für die eigenen Bedürfnisse zu finden. Es wird empfohlen, regelmäßig den eigenen körperlichen Zustand und die Leistung zu evaluieren, um gesund zu bleiben und kontinuierliche Fortschritte zu erzielen.
