Die Wiener Fotografin Gabriela Brandenstein feiert am Donnerstag ihren 80. Geburtstag und blickt auf eine beeindruckende Karriere zurück, die Jahrzehnte der Zusammenarbeit mit bedeutenden Künstlern umfasst. Von Filmgrößen über Theaterstars bis hin zu namhaften Autoren – ihre Fotografien haben unzählige Ikonen festgehalten und sind ein eindrucksvolles Zeugnis ihrer Kunst.
Brandenstein, geboren am 19. September 1944 in Wien, entdeckte schon früh ihre Leidenschaft für die Fotografie. Ihre Ausbildung an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt legte den Grundstein für ihre kreative Laufbahn. Schnell fand sie ihren Weg als Pressefotografin beim "Kurier", der damals von Hugo Portisch geleitet wurde. Doch ihr Talent blieb dabei nicht unbemerkt; sie erweiterte bald ihr Betätigungsfeld und dokumentierte Produktionen am Burgtheater und Volkstheater.
Ein Auge für das Besondere
Brandensteins Können zeigt sich insbesondere in ihrer Fähigkeit, die Essenz ihrer Motive einzufangen. Elfriede Jelinek lobte in Bezug auf Brandensteins Arbeiten, dass die Fotografin mit "vollkommener Gewaltlosigkeit" gegenüber ihren Objekten arbeitet. Ihre Diskretion und der respektvolle Umgang bei der Portraitierung sind charakteristisch für ihren Stil. Michael Heltau, bekannt für seine Theaterarbeit, würdigte sie als die diskreteste Vertreterin ihres Fachs, die es vermeidet, ihre Porträtierten in unangenehme Situationen zu bringen.
Im Laufe der Jahre baute Brandenstein ein umfangreiches Portfolio auf, das nicht nur Theater- und Filmgrößen umfasst. Zu den Highlights ihrer Filmfotografie zählen Werke wie "Geschichten aus dem Wiener Wald" mit Maximilian Schell, "Schubert - Mit meinen heißen Tränen" und Damiano Damianis "The Train", in dem sie Stars wie Leslie Caron und Ben Kingsley vor die Linse nahm. Auch die ikonischen Standbilder aus "Before Sunrise" mit Ethan Hawke und Julie Delpy gehen auf ihr Konto.
Zusätzlich zur Film- und Theaterfotografie hat Brandenstein über viele Jahre intensiv mit dem Residenz Verlag zusammengearbeitet. Diese Kooperation führte zu beeindruckenden Portraits österreichischer Autoren, darunter große Namen wie Peter Handke, Barbara Frischmuth und H. C. Artmann. Ihr Schaffen beschränkt sich jedoch nicht nur auf Literatur: Sie hat auch zahlreiche Musiker portraitiert und Schallplattencover gestaltet, darunter Aufnahmen von Festspielgrößen wie Claudio Abbado und Pierre Boulez.
Die Wertschätzung für Gabriela Brandenstein zeigt sich nicht nur in den Publikationen, die ihre Arbeiten präsentieren, sondern auch in Ausstellungen, die ihre Fotografien würdigen. So konnten Besucher zuletzt im Volkstheater die Portraits aus der Zeit Michael Schottenbergs bewundern, die einen eindrucksvollen Einblick in die Kunst und den Einfluss dieser Fotografien geben.
Wie die Rückmeldungen zu ihren Arbeiten zeigen, schaffte sie es stets, die großen Namen aus Kunst und Kultur in einer Art und Weise festzuhalten, die sie nicht nur menschlich, sondern auch künstlerisch ansprechend präsentiert. Der von ihr geschaffene Bildband "Vom Glück des Schauens", der 2022 veröffentlicht wurde, bietet nicht nur einen Überblick über ihre Werke, sondern spiegelt auch ihr tiefes Verständnis für die Materie und ihre Faszination für die Menschen hinter den Kulissen wider.
Gabriela Brandenstein bleibt somit nicht nur eine zentrale Figur in der Fotografie, sondern auch eine Chronistin der künstlerischen Welt, deren Einfluss und Werke weiterhin Bestand haben werden.