Ab sofort gibt es erstmals eine erfolgreiche Seeadlerbrut im grenzüberschreitenden Nationalpark Thayatal-Podyjí. Beobachtungen in den letzten Jahren deuteten bereits darauf hin, dass es zu einer erfolgreichen Brut kommen könnte. Und nun ist es soweit – zwei junge Seeadler sind in den naturnahen Wäldern des Nationalparks herangewachsen und erkunden bereits die Tallandschaft der Thaya.
Der Seeadler war lange Zeit in Österreich ausgestorben, aber seit etwa 30 Jahren breitet er sich wieder aus. Im Jahr 2001 gab es den ersten Nachwuchserfolg und mittlerweile gibt es im Land wieder etwa 70 Seeadler-Brutpaare. Eines dieser Paare hat sich im Nationalpark Thayatal niedergelassen.
Die Rückkehr des Seeadlers in Österreich ist eine Erfolgsgeschichte für den Naturschutz. LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf, zuständig für die Nationalparks in Niederösterreich, betont die positive Entwicklung: „Der Seeadler brütet bereits seit 2005 im weitläufigen Auensystem der Donau, das durch den Nationalpark Donau-Auen geschützt wird. Die erfolgreiche Brut im Thayatal stärkt die Population, die sich in Niederösterreich erfolgreich angesiedelt hat und jährlich weiter zunimmt.“
Die österreichischen Nationalparks spielen eine wichtige Rolle beim Schutz der natürlichen Lebensräume und gelten als Hotspots der Artenvielfalt. In den österreichischen Nationalparks wurden über zwei Drittel der Wirbeltierarten und Gefäßpflanzen nachgewiesen, bei den Brutvögeln sind es sogar 94 Prozent. Die erfolgreiche Seeadlerbrut im Nationalpark Thayatal ist ein weiterer Beleg für die Bedeutung dieser Schutzgebiete, in denen sich die Natur frei entfalten kann.
Der Nationalpark Thayatal bietet seit über 20 Jahren eine unberührte und immer natürlicher werdende Umgebung. Hier greift der Mensch nicht ein, sondern die Natur kann sich frei und ungestört entwickeln. Der Nationalpark beherbergt zahlreiche seltene Arten wie die Wildkatze, den Schwarzstorch, den Fischotter, den Edelkrebs und das Hohe Perlgras. Doch auch der Mensch ist willkommen und kann auf grenzüberschreitenden Wanderwegen die Natur und ihre Bewohner erleben.
Schon zu Beginn der 90er Jahre wurden die ersten Seeadler im Winter im Thayatal gesichtet. Sie überwintern regelmäßig am österreichisch-tschechischen Grenzfluss, der durch den Schwallbetrieb des tschechischen Kraftwerks Vranov/Frain nie ganz zufriert und zahlreiche Wasservögel anzieht. Das Thayatal hat sich zu einem wichtigen Lebensraum für Seeadler und Kaiseradler entwickelt. Im vergangenen Jahr wurden bei einer Winterzählung bis zu elf Seeadler an einem Tag gesichtet. Auch im Sommer wurden die Seeadler häufiger gesichtet, bis schließlich im Jahr 2013 erstmals eine erfolgreiche Brut in einer Nachbargemeinde von Hardegg nachgewiesen werden konnte.
Im März 2023 gab es bereits einen Brutversuch, der jedoch abgebrochen wurde. Im März 2024 wurde schließlich ein besetzter Horst entdeckt und im April konnte der Ornithologe und Nationalpark Ranger Robert Müllner zwei Jungtiere beobachten. Anfang Juli hatten diese bereits eine stattliche Größe erreicht. Die Eltern kümmern sich noch um die jungen Seeadler und versorgen sie mit Futter. Im Herbst werden die Jungen das Revier der Eltern verlassen und in weit entfernten Gebieten auf Nahrungssuche gehen.
Seeadler sind sehr sensibel gegenüber Störungen, daher ist es wichtig, den Brutplatz und die bevorzugten Plätze des Nahrungserwerbs nicht zu betreten. Dennoch gibt es die Möglichkeit, die Seeadler im natürlichen Lebensraum zu beobachten, beispielsweise am Einsiedlerweg oder beim Umlaufberg im Thayatal. Zudem ist noch bis Anfang November im Nationalparkhaus die Ausstellung „Im Aufwind – Die Rückkehr der Seeadler“ zu sehen.
Die erfolgreiche Seeadlerbrut im Nationalpark Thayatal ist ein weiterer Meilenstein für den Naturschutz und zeigt, dass sich der Bestand der Seeadler in Österreich weiter erholen kann. Es ist ein Zeichen für die positive Entwicklung der Artenvielfalt und des Schutzes der natürlichen Lebensräume.