Die Hochwassersituation in Niederösterreich hat in den letzten Tagen dramatische Ausmaße angenommen, doch am Dienstag gab es laut der Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner Anzeichen einer „etwas Entspannung“. Die lang ersehnten Regenpausen führten dazu, dass in vielen Regionen die Pegel wieder zu sinken begannen. Dennoch bleibt die Situation angespannt, denn die Schäden durch die Überschwemmungen sind enorm und noch nicht vollständig erfasst.
Am Dienstag konnte die Feuerwehr und die Einsatzkräfte in der Region mehrere Evakuierungen durchführen. Rund 2.000 Objekte wurden bisher evakuiert, und schätzungsweise 2.400 Personen sind direkt betroffen. Das Land hat bereits Soforthilfen in Höhe von 75 Millionen Euro bereitgestellt, um den Opfern zu helfen und die ersten Schäden zu beheben. Auf der Grundlage dieser Entscheidung, die auch die Unterstützung von Bund und Land einschließt, wurde ein Katastrophenfonds ins Leben gerufen, um den Menschen unter die Arme zu greifen.
Verstärkter Einsatz der Behörden
Die Polizei hat ihre Präsenz in den Hochwassergebieten erhöht, um Eigentumsdelikten und illegalen Sammlungen von Sperrmüll entgegenzuwirken. Bis zu 1.700 Polizisten sind gegenwärtig im Einsatz und werden durch spezialisierte Teams unterstützt, darunter mehrere Hubschrauber und Drohnen, um schnell reagieren zu können.
Die Feuerwehr stellte fest, dass in den vergangenen Tage auch zahlreiche Dammbrüche auftraten, was die Situation zusätzlich erschwerte. Insbesondere im Tullnerfeld, im Pielachtal und im Zentralraum mussten sie häufig aktiv werden, um die Schäden zu begrenzen. Ein Beispiel für den aktuellen Einsatz war ein Dammbruch an der Perschling in der Gemeinde Michelhausen, wo Feuerwehr und Bundesheer zusammenarbeiten, um provisorisch zu flicken und eine weitere Gefährdung abzuwenden.
Die humanitäre Hilfe wird durch das Rote Kreuz organisiert, das in Tulln ein Notquartier eingerichtet hat, wo bis zu 1.000 Menschen vorübergehend untergebracht werden können. Derzeit stehen auch Feldbetten und eine Feldküche zur Verfügung, damit die Evakuierten versorgt werden können. Die Lage in Bezug auf die Einsätze wird kontinuierlich überwacht, sodass angepasst agiert werden kann.
Messbare Fortschritte
Die Hydrologen berichten, dass in den kommenden Tagen mit keinem erheblichen Niederschlag zu rechnen ist, was Hoffnung für eine weitere Entspannung der Lage gibt. Der Zulauf an entscheidenden Gewässern, wie dem Stausee Ottenstein, hat sich stabilisiert, sodass auch die Hochwasserklappen, die zur Regulierung der Pegel geöffnet wurden, wieder etwas geschlossen werden können.
Trotz der positiven Entwicklungen gibt es auch tragische Nachrichten: Die Zahl der Todesopfer in Verbindung mit dem Hochwasser ist auf fünf gestiegen. Zu diesen gehören ein ertrunkener 46-Jähriger, der im Strandbad Klosterneuburg gefunden wurde, sowie ein 81-jähriges Opfer, das in ihrem Wohnhaus in Würmla entdeckt wurde. Auch die Leichname eines Feuerwehrmannes und weiterer Zivilisten sind in den Überschwemmungen ans Licht gekommen.
Insgesamt hat die Lage die Behörden und Einsatzkräfte vor große Herausforderungen gestellt, die Flexibilität und Zusammenarbeit auf höchstem Niveau erfordern. Die Hoffnung auf Besserung bleibt, während weiterhin Anstrengungen unternommen werden, um die Region von den verheerenden Folgen der Flut zu befreien.
Die Landesregierung hat versprochen, den Katastrophenfonds bei Bedarf zu erweitern, um den Menschen einen schnellen Wiederaufbau und Rückkehr zur Normalität zu ermöglichen. In den nächsten Tagen wird auch die Überprüfung der Hochwasserschutzanlagen im Fokus stehen, um mögliche Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und zu beseitigen.