Der norwegische Schriftsteller Jon Fosse feiert seinen 65. Geburtstag, ein Meilenstein in der Karriere eines Mannes, dessen Werke auf internationale Bühnen gelangten. Geboren in Westnorwegen, wo die majestätischen Fjorde das Bild prägen, entdeckte Fosse schon früh seine Liebe zur Musik. Mit 14 Jahren trat er erstmals mit seiner Band bei lokalen Tanzveranstaltungen auf. Die Musik war ihm zu jener Zeit sehr wichtig. Doch als er merkte, dass er als Musiker nicht den gewünschten Erfolg erzielte, wandte er sich dem Schreiben zu. „Ich glaube, auch deshalb, weil ich nie ein guter Musiker wurde“, erklärte er in einem Interview laut Informationen von noe.orf.at.
In seinem literarischen Schaffen spiegelt sich der Rhythmus seiner musikalischen Vergangenheit wider. Fosses Stil ist von vielen Wiederholungen und Tempowechseln geprägt. Dennoch ist seine Sprache einfach und gut verständlich, auch wenn die Themen, die er anspricht, wie existenzielle Fragen zu Leben und Tod, oft tiefgründig und ernst sind. Er sieht die Literatur als ein Mittel, das Unsagbare auszudrücken.
Angesichts der Dunkelheit mit Humor
Die Stimmung in den Geschichten Fosse ist häufig melancholisch und düster, vergleichbar mit einem norwegischen Winter. Dennoch finden sich in seinen Erzählungen auch Momente von Wärme und Humor. Ein Beispiel dafür ist sein Kinderbuch „Von Kötern, Kläffern und feinen Hundedamen“, in dem die Perspektive dreier Hunde humorvoll dargestellt wird und das auch für Erwachsene unterhaltsam ist.
Besonders als Dramatiker feierte Fosse große Erfolge. Werke wie „Der Name“ und „Die Nacht singt ihre Lieder“ wurden auf renommierten Bühnen im deutschsprachigen Raum aufgeführt, unter anderem im Deutschen Theater in Berlin und bei den Salzburger Festspielen. Doch der Erfolg brachte auch persönliche Herausforderungen mit sich.
Fosse selbst beschreibt sich als etwas schüchtern und „unsozial“ und führte seine Ängste vor öffentlichem Auftritt auf seine frühere Alkoholabhängigkeit zurück. „Ich trank den ganzen Tag, bis ich umfiel“, zitiert ihn die norwegische Zeitung „Aftenposten“. Sein Glaube half ihm, aus dieser schweren Zeit herauszukommen, und führte dazu, dass er zum Katholizismus konvertierte.
Ein zurückgezogenes Leben in Hainburg
Heute zieht sich Fosse weitgehend aus dem Rampenlicht zurück und lebt teils in Norwegen, teils in Hainburg an der Donau, einer Stadt in Niederösterreich nahe der slowakischen Grenze. Hier wurde ihm kürzlich die Ehre zuteil, dass ein Platz nach ihm benannt wurde. Diese Verbindung zu Österreich liegt ihm am Herzen, und er pflegt seinen Rückzugsort mit Bedacht.
In einem Gespräch mit der „Zeit“ betonte Fosse, dass er künftig weniger Anfragen annehmen möchte, um sich vermehrt dem Schreiben zu widmen. Schriftstellerisches Schaffen ist für ihn „eine Art zu leben, eine Gewohnheit, ohne die ich nicht existieren kann.“ Dieses Bedürfnis, Geschichten zu erzählen, sieht er als essenziell für sein Leben. Fosse erzählte, dass eine Leserin ihm einmal schrieb, dass eines seiner Stücke ihr Grund sei, dass sie noch am Leben sei. Diese Botschaft rührte ihn. „Vielleicht hat es sogar mein eigenes Leben gerettet“, resümierte er in einem Interview.
Fosses einzigartige Perspektive auf das Leben und die Literatur macht ihn zu einem bedeutenden Vertreter der gegenwärtigen Dramatik. Sein Werk wird weiterhin auf vielen Bühnen der Welt präsentiert und inspiriert Menschen, tiefere Einsichten in die menschliche Existenz zu gewinnen.