Der „Industrielunch“ der Sparte Industrie der Wirtschaftskammer NÖ hat in St. Pölten die Modernisierung des Österreichischen Bundesheers zum zentralen Thema gemacht. Verteidigungsministerin Klaudia Tanner stellte in einer Diskussionsrunde mit NÖ Industrie-Spartenobmann Helmut Schwarzl und weiteren führenden Vertretern der niederösterreichischen Industrie die aktuellen Herausforderungen und Zukunftsperspektiven vor. Dabei wurde das ambitionierte Projekt „Mission Vorwärts“ angestoßen, das einen umfassenden Investitionsschwerpunkt auf die Streitkräfte legt, insbesondere auf Cyber Defense.
Der Aufbau- und Investitionsplan für die österreichischen Streitkräfte sieht ein Budget von insgesamt 16 Milliarden Euro vor. Ein erheblicher Teil dieser Mittel fließt in die persönliche Ausrüstung von rund 55.000 Dienstnehmern, einschließlich der Milizsoldaten, sowie in die Modernisierung von Maschinen und Fahrzeugen. Zusätzlich werden Maßnahmen zur Sanierung der baulichen Infrastruktur ergriffen, darunter die Renovierung von Unterkünften und der Neubau der Kaserne in Mistelbach. Ein weiteres wichtiges Projekt ist der Bau eines neuen Flugbetriebsgebäudes in Langenlebarn, das die Luftfahrtkompetenz stärken soll.
Bedeutung für die Wirtschaft
Tanner unterstrich die positiven Effekte der Investitionen für die niederösterreichische Wirtschaft: „In den nächsten drei Jahren werden wir rund 300 Millionen Euro in die Infrastruktur der blau-gelben Kasernenstandorte investieren. Es ist entscheidend, dass wir dabei den Fokus auf möglichst viel Wertschöpfung in unsere heimische Wirtschaft legen.“ Die Ministerin betonte, dass die jüngsten Entwicklungen im Bundesheer auch eine Trendwende einläuten, die langfristig das Ziel verfolge, ein modernes Militär aufzubauen, das den Schutz der Bevölkerung gewährleistet.
Die niederösterreichische Industrie, vertreten durch rund 1.000 Unternehmen, trägt erheblich zur Wirtschaftsleistung des Landes bei. Jahrlich erwirtschaften diese Betriebe etwa 38,5 Milliarden Euro und schaffen 80.000 Arbeitsplätze. Die hohe Ausbildungsrate von 2.600 Lehrlingen zeigt das Engagement der Branche für die Zukunft. Doch die Stimmung in vielen Betrieben bleibt angespannt. Helmut Schwarzl äußerte auf dem Industrielunch Bedenken über die aktuelle Produktionslage: „Viele Unternehmen haben die letzten Monate nur geringe Fortschritte verzeichnen können. Der Transformationsprozess wird oft als herausfordernd wahrgenommen.“
Laut einer aktuellen Umfrage sehen nur 17 Prozent der Unternehmen gute Rahmenbedingungen für Investitionen. Schwarzl appellierte an die Politik, passende und industriefreundliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um den Beitrag der Industrie zur wirtschaftlichen Stabilität optimal einzusetzen. „Wir sind bereit, aber wir benötigen dafür ein Umfeld, das Investitionen fördert“, erklärte er eindringlich.
Diese Thematik wird in den kommenden Jahren entscheidend sein, nicht nur für die Sicherheit des Landes, sondern auch für die wirtschaftliche Stabilität in Niederösterreich. Die Synergien zwischen den Investitionen in das Bundesheer und der heimischen Industrie sind vielversprechend und könnten für beide Seiten von großem Vorteil sein.
Zusammenfassend bekräftigten die Teilnehmer des Industrielunchs, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen dem Bundesheer und der Industrie notwendig ist, um die Herausforderungen der Zukunft erfolgreich zu meistern und gleichzeitig die heimische Wirtschaft zu stärken. Dies könnte einen nachhaltigen Einfluss auf das Wachstum und die Innovationskraft in der Region haben.