Der Start in das neue Schuljahr 2024/2025 ist für rund 1,5 Millionen Schülerinnen und Schüler in Baden-Württemberg ein bedeutendes Ereignis. Dieser Schulstart markiert nicht nur den Beginn des Unterrichts nach sechs langen Wochen Ferien, sondern auch für über 110.000 Erstklässlerinnen und Erstklässler die aufregende Einführung in die Schulwelt. Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie die gesamte Politik müssen sich nun zahlreichen Herausforderungen und Themen widmen.
Besonders erfreulich ist die Verbesserung der Situation hinsichtlich des Lehrermangels in Baden-Württemberg. Laut Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) konnten viele der zuvor offenen Lehrerstellen besetzt werden. Während es zu Beginn des letzten Schuljahres noch 565 offene Stellen gab, sind es nun nur noch etwa 250. Ein Grund für diese positive Entwicklung sind die gesteigerten Studienplätze, insbesondere im Grundschulbereich, und der Einsatz von rund 400 Quereinsteigern, die zum ersten Mal auch in Gymnasien und der Sonderpädagogik unterrichten.
Sprachförderung und Künstliche Intelligenz
Doch der Lehrermangel ist nicht das einzige Thema, das die Schulen in BW beschäftigt. Ein weiteres zentrales Anliegen ist die Sprachförderung. Ab diesem Schuljahr wird eine verpflichtende Sprachförderung in Kindergärten für Kinder mit Förderbedarf eingeführt. Dieses Programm soll zunächst in rund 350 Kita-Gruppen starten und in den kommenden drei Jahren flächendeckend ausgebaut werden. Zudem wird eine Juniorklasse eingerichtet, die einen sanften Übergang von der Kindertagesstätte zur Grundschule ermöglichen soll, sodass nur schulreife Kinder eingeschult werden.
Ein weiterer Trend, der an den Schulen immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Tools wie „ChatGPT“ erfreuen sich unter den Schülern großer Beliebtheit und werden häufig für Aufgaben genutzt. Digitalexperte Oliver Hintzen vom Verband Bildung und Erziehung Baden-Württemberg (VBE) betont, dass Lehrkräfte die Schüler für den richtigen Umgang mit diesen Technologien sensibilisieren müssen, wobei nicht immer garantiert werden kann, dass die generierten Informationen auch wahrheitsgemäß sind. Hier sind Schulungen für die Lehrkräfte unerlässlich.
Ein weiteres Thema, das nicht zu vernachlässigen ist, sind die finanziellen Belastungen, die mit dem Schulstart einhergehen. Eltern geben im Durchschnitt über 300 Euro für die Erstausstattung ihrer Kinder aus, ohne die Feier zur Einschulung mit einzuberechnen. Besonders in Zeiten steigender Preise stehen viele Familien vor der Herausforderung, die notwendigen Materialien wie Schulranzen oder Schreibwaren zu finanzieren, was dazu führt, dass einige auf Spenden angewiesen sind.
Der Schulweg ist zudem ein Sicherheitsaspekt, der in der Diskussion steht. Im vergangenen Jahr ereigneten sich über 400 Unfälle auf Schulwegen in Baden-Württemberg. Innenminister Thomas Strobl (CDU) fordert daher mehr Rücksichtnahme im Straßenverkehr, besonders gegenüber den schwächsten Teilnehmern – den Erstklässlerinnen und Erstklässlern. Maßnahmen wie die Aktion „Sicherer Schulweg“ sollen zur Verbesserung der Verkehrssituation beitragen, damit die Kinder sicher zur Schule gelangen.
Ein weiterer Punkt ist die Zunahme von Gewaltdelikten an Schulen. Im letzten Jahr wurden in BW fast 3.000 Gewalttaten registriert, was Besorgnis erregt. Kultusministerin Schopper hebt hervor, dass das Land bereits umfassende Konzepte erarbeitet hat, um Gewalt und Mobbing an Schulen entgegenzuwirken. Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Stefan Düll, fordert eine verstärkte Fokussierung auf Sicherheitskonzepte, die über die traditionelle Sicherheit hinausgehen und auch Gewaltprävention sowie Krisenintervention umfassen.