Baden

Neues Kirchengesangbuch: Die Herausforderung der Liedauswahl

Ein riesiges Komitee von 72 Mitgliedern, angeführt von Pfarrer Dehlinger, kämpft darum, aus 10.000 Liedern für das neue evangelische Gesangbuch nur 600 auszuwählen – ein musikalisches Abenteuer in Deutschland!

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) steht vor der Herausforderung, ein neues Kirchengesangbuch zu entwickeln, das die Bedürfnisse einer zunehmend diversen Gemeinde widerspiegeln soll. Die Gesangbuchkommission, bestehend aus 72 Mitgliedern, hat die anspruchsvolle Aufgabe, aus rund 10.000 Liederanträgen eine Auswahl von maximal 600 Liedern zu treffen. In diesem Auswahlprozess sind viele Überlegungen und Abwägungen erforderlich, um den unterschiedlichen Generationen und Traditionen innerhalb der Kirche gerecht zu werden.

Unter den Mitgliedern der Kommission ist auch Pfarrer Friedrich Dehlinger vom Amt für Kirchenmusik der Evangelischen Landeskirche in Württemberg. „Es ist Halbzeit bei der Entwicklung des neuen Gesangbuchs“, erklärt er. Vor vier Jahren begann die Kommission mit ihrer umfassenden Arbeit, und das neue Buch soll in vier Jahren, also bis spätestens 2026, fertiggestellt sein. Dennoch bleibt die Öffentlichkeit über die Fortschritte weitgehend im Dunkeln, da die Kommission eine aktive Öffentlichkeitsarbeit bislang unterlässt.

Die Vielfalt der Liedauswahl

Eine erfolgreiche Zusammenstellung soll nicht nur die klassischen Choräle für die ältere Generation beinhalten, sondern auch moderne und ansprechende Lieder für junge Menschen bieten. Diese duale Anforderung macht die Auswahl besonders komplex. Zudem müssen viele rechtliche Anforderungen beachtet werden, da es für viele neuere Lieder Lizenzgebühren gibt, die an die jeweiligen Verlage gezahlt werden müssen.

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Für die Mitglieder der Kommission zeichnet sich ein harter Kampf um die besten Lieder ab. Eine Arbeitsversion des neuen Gesangbuchs wird voraussichtlich in wenigen Monaten bereit sein, sodass bestimmte Gemeinden bereits vorab Lieder auswählen und testen können. In der Zeitraum von Herbst 2025 bis Ostern 2026 werden die Mitwirkenden die Möglichkeit haben, in das neue Buch „hineinzusingen“ und Feedback zu geben, wie gut die Auswahl und das Design den Anforderungen der Gemeinden entsprechen.

Die Entwicklung eines digitalen Begleitangebots ist ebenfalls Teil des Plans. Diese digitalisierte Möglichkeit wird Lesern helfen, die Lieder besser kennenzulernen, indem sie Vorschläge zur Nutzung im Religionsunterricht oder einfache Anpassungen für verschiedene Stimmarten bereitstellt. Diese Apps sollen ebenfalls die Art und Weise innovieren, wie Lieder im Gottesdienst genutzt werden: ob durch Projektionsmöglichkeiten oder wie die Lieder in den Lobpreis integriert werden.

Weniger Auflage aufgrund sinkender Mitgliederzahlen

Ein nicht unerheblicher Planungsfaktor ist die abnehmende Zahl der Gottesdienstbesucher. Begleitend zur Entwicklung des neuen Gesangbuchs stellen sich die Mitglieder der Kommission auch die Frage der Auflage. Da die Gottesdienstgemeinde seit der Schaffung des letzten Gesangbuchs im Jahr 1996 kleiner geworden ist, könnte die Auflage des neuen Buchs geringer ausfallen als erwartet. Derzeit wird der Preis des neuen Gesangbuchs auf dem gleichen Niveau wie der Preis des alten Buches geschätzt, das aktuell etwa 26,80 Euro kostet.

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Ein weiteres wichtiges Element ist die digitale Ergänzung des Gesangbuchs. „Bis zu 2.000 Lieder, die es nicht in das gedruckte Buch schaffen, werden in einer Internet-Datenbank gesammelt“, informiert Dehlinger. Gemeinden haben die Möglichkeit, aus dieser Datenbank Liedblätter zu drucken oder Strophen auf eine Leinwand zu projizieren. Dennoch müssen sie für diese Verwendung bezahlen, was einen zusätzlichen Kostenfaktor darstellt.

Die Gesangbuchkommission will mit den neuen Formaten sicherstellen, dass die Tradition des Kirchenliedes nicht verloren geht, selbst wenn die moderne Gesellschaft neue Anforderungen stellt. Der Balanceakt zwischen Bewahrung und Innovation ist ohne Zweifel eine Herausforderung, die aber Chancen zur Erneuerung in der Kirche bieten kann.

Die Rolle der Gesangbuchkommission

Die Gesangbuchkommission der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) spielt eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des neuen Gesangbuchs. Diese Kommission, zusammengestellt aus 72 Mitgliedern, setzt sich aus Kirchenmusikern, Theologen und anderen relevanten Experten zusammen. Ihre Aufgabe ist nicht nur die Auswahl der Lieder, sondern auch die Berücksichtigung der vielfältigen musikalischen Traditionen innerhalb der Evangelischen Kirche. Um die Bedürfnisse der verschiedenen Landeskirchen zu erfüllen, findet ein intensiver Austausch statt. Beispielsweise haben die Landeskirchen in Baden und Württemberg unterschiedlichen kulturellen und gesellschaftlichen Kontext, was sich in den bevorzugten Liedern und Stilrichtungen widerspiegelt.

Die Kommission trifft sich regelmäßig, um Fortschritte zu besprechen und Anregungen aus den Gemeinden zu berücksichtigen. Diese Zusammenarbeit ist von entscheidender Bedeutung, da sie sicherstellt, dass das Gesangbuch nicht nur eine Sammlung von Liedern darstellt, sondern auch gut auf die liturgischen Anforderungen und gesellschaftlichen Veränderungen reagiert. Das Ziel ist ein Gesangbuch, das sowohl tief in der Tradition verwurzelt als auch zeitgemäß ist.

Finanzielle und rechtliche Herausforderungen

Ein weiteren Aspekt, der bei der Erstellung des neuen Gesangbuchs herausfordernd ist, sind die finanziellen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Die Nutzung vieler moderner Lieder, die potenziell in das Gesangbuch aufgenommen werden könnten, unterliegt Copyright-Bestimmungen. Das bedeutet, dass Verlage für die Nutzung ihrer Lieder Lizenzgebühren verlangen. Dies kann dazu führen, dass einige der beliebtesten und relevantesten Lieder nicht in das Gesangbuch aufgenommen werden können, da die Kosten untragbar wären.

Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, dass die kommerzielle Nutzung der digitalen Datenbank ebenfalls Lizenzgebühren erfordert, was den Zugang zu den Liedern für viele Gemeinden erschwert. Um die finanzielle Belastung der Gemeinden zu minimieren und gleichzeitig eine breite Palette an Liedern anzubieten, wird die Gesangbuchkommission Konzepte entwickeln müssen, um sowohl den Zugang zu ermöglichen als auch die Rechte der Urheber zu wahren.

Ein Blick auf die Digitalisierung in der Kirchenmusik

Die Digitalisierung hat auch die Kirchenmusik stark beeinflusst. Die geplante Internet-Datenbank, die bis zu 2.000 Lieder beherbergen wird, ist ein Beispiel dafür, wie digitale Technologien den Zugang zur Musik für die Gemeinde erleichtern. Mit der Möglichkeit, Liedblätter auszudrucken oder Strophen auf Leinwände zu projizieren, steht den Gemeinden eine flexible und zeitgemäße Lösung zur Verfügung.

Apps, die für das neue Gesangbuch entwickelt werden, tragen ebenfalls zur digitalen Transformation bei. Sie ermöglichen es den Benutzern nicht nur, Lieder abzuspielen und in andere Tonarten zu transponieren, sondern unterstützen auch den Religionsunterricht durch die Bereitstellung von Informationen zu den Liedern sowie vierstimmigen Sätzen. Diese digitalen Werkzeuge sollen sicherstellen, dass wirklich jeder – unabhängig vom musikalischen Hintergrund – sich mit der Kirchenmusik verbunden fühlt.

Da die gesellschaftlichen Veränderungen und der Rückgang der Gottesdienstbesucher auch die Art und Weise beeinflussen, wie Kirchenmusik praktiziert wird, stellt die Digitalisierung eine wertvolle Ressource dar, um Kirchenmitglieder weiterhin anzusprechen und einzubeziehen.

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