Nach dem dramatischen teilweise Einsturz der Carolabrücke in Dresden am 11. September 2024 stellt sich die Frage nach der Sicherheit der Brücken in Deutschland, insbesondere in Baden-Württemberg. Bereits seit Jahren ist klar, dass viele Brücken in einem besorgniserregenden Zustand sind, und der Neuigkeitswert hat durch diesen Vorfall erheblich zugenommen.
Die Carolabrücke, ein wichtiges Bauwerk in Dresden, hatte bereits zwei ihrer Brückenzüge entsprechend modernisiert. Der eingestürzte Abschnitt war jedoch für die kommende Sanierung im Jahr 2025 vorgesehen. Dieses Ereignis wirft einen Schatten auf die weiteren Brückenbauprojekte in Deutschland, nicht zuletzt in Baden-Württemberg, wo insgesamt etwa 7.000 Brücken an Bundes- und Landesstraßen stehen.
Sanierungsbedarf und finanzielle Engpässe
Die Landesregierung hat festgestellt, dass jede zehnte Brücke in klassifizierten Straßenanlagen sanierungsbedürftig ist. Laut im Verkehrsministerium existiert ein dringender Handlungsbedarf, da insgesamt rund 660 Brücken entweder ersetzt oder instandgesetzt werden müssen. Das durchschnittliche Alter dieser Brücken beträgt mittlerweile über 50 Jahre, was die Notwendigkeit zeitnaher Maßnahmen unterstreicht.
Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) betont, dass die Erhaltung und Sanierung von Brücken höchste Priorität hat. Die Herausforderungen sind vielfältig: nicht nur das Alter der Brücken, sondern auch Faktoren wie der Schwerlastverkehr und der Klimawandel tragen zu diesem schlechten Zustand bei. Es wurde angekündigt, dass in diesem Jahr mindestens zehn Brücken instand gesetzt werden sollen, während einsturzgefährdete Brücken zuallererst gesperrt werden.
Das Verkehrsministerium hat allerdings angekündigt, dass vorerst keine weiteren Sanierungen angestoßen werden, um Mittel für die Behebung von Hochwasserschäden an Landesstraßen zu mobilisieren. Kritisch wird dieser Schritt von der Bauwirtschaft bewertet, besser gesagt vom Verband Bauwirtschaft Baden-Württemberg, der warnt, dass die Prioritätensetzung zum Kollaps wichtiger Brücken führen könnte.
Verantwortlichkeiten und Inspektionslage
Die Verantwortung für den Zustand der Brücken liegt in Baden-Württemberg bei der Straßenbauverwaltung für die Brücken an Bundes- und Landesstraßen, während die Autobahn GmbH für die Autobahnbrücken verantwortlich ist. Die regelmäßige Überprüfung der Brücken erfolgt durch speziell ausgebildete Ingenieure, die einfache Sichtprüfungen alle drei Jahre und aufwendigere Hauptprüfungen alle sechs Jahre durchführen. Bei diesen Hauptprüfungen werden individuelle Bauteile der Brücke auf Schäden untersucht, um mögliche Gefahren rechtzeitig zu identifizieren.
Die Anforderungen und die Abhängigkeit von den finanziellen Ressourcen wurden von Thomas Möller, dem Hauptgeschäftsführer des Verbands Bauwirtschaft, als kritisch eingeordnet. Das Land stellt derzeit Sanierungsmittel in Höhe von rund 165 Millionen Euro bereit, doch dies wird als deutlich zu gering angesehen. Um die Verkehrsproblematiken nahtlos zu lösen, fordert der Verband eine Verdopplung dieser Mittel.
Das Verkehrsministerium sieht sich herausgefordert, die Sanierungsmaßnahmen dringend zu beschleunigen. Es wurden Schritte unternommen, um die Verwaltung dieser Projekte effizienter zu gestalten, inklusive einer Vereinfachung der Planungs- und Vergabeprozesse. Dabei appelliert das Ministerium an die Notwendigkeit, mehr finanzielle Ressourcen bereit zu stellen, andernfalls könnte es zu weiteren, vermehrten Sperrungen und somit zu infrastrukturellen Engpässen kommen.