Der Besuch von Wirtschaftsstaatssekretär Dr. Patrick Rapp auf der Gamescom 2024 in Köln stellt einen bedeutenden Schritt für die Entwicklergemeinschaft des Landes Baden-Württemberg dar. Die Gamescom, als weltweit größte Messe ihrer Art, bietet eine Plattform, um das Potenzial von Computer- und Videospielen, insbesondere in der Region, hervorzuheben. Die Landesregierung sieht großes Potenzial in der kleinen, jedoch dynamischen Szene der Games-Start-ups und -Studios, und drängt darauf, diese noch sichtbarer und erfolgreicher zu machen.
Baden-Württemberg ist nicht nur für seine Automobilindustrie bekannt, sondern auch für seine aufstrebende Videospielbranche. Hier haben Institutionen wie das Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg und die Hochschule der Medien ihren Sitz, die gemeinsam die Grundlagen für kreative und technologische Innovationen im Bereich Animation und VFX legen. Das Ansehen des Landes als innovativer Standort ist nicht zuletzt auf das industrielle Ökosystem zurückzuführen, das Start-ups in der Games-Branche anzieht.
Chancen für die Games-Branche in Baden-Württemberg
Die Förderung von Games-Start-ups hat für das Land eine hohe Priorität. Dr. Rapp betonte, dass trotz der bereits bestehenden Präsenz auf dem Markt, weitere Anstrengungen notwendig sind, um das volle Potenzial der Branche auszuschöpfen. „Die Entwicklung der Branche bleibt bislang – trotz der guten Rahmenbedingungen – hinter ihren Möglichkeiten zurück“, erklärte er und wies darauf hin, dass es an der Zeit sei, den wirtschaftlichen und sozialen Nutzen von Games verstärkt zu kommunizieren. „Wir müssen vor allem die Ausbildung schrittweise verbessern, um die Fachkräfte von morgen zu fördern.“ Ein Ansatzpunkt ist die Einführung des neuen Ausbildungsberufes des „Gestalters für immersive Medien“, der seit dem Ausbildungsjahr 2023/2024 angeboten wird.
Das Augenmerk auf den Fachkräftemangel in der Branche ist besonders drängend, da viele Kreative in andere Bundesländer abwandern. Allein in Baden-Württemberg sind 151 Unternehmen im Games-Bereich ansässig und beschäftigen rund 1.500 Personen. Diese Zahl zeigt zwar eine positive Entwicklung, doch der Wettbewerb um Talente zieht viele Profis in Städte wie Berlin oder München, die bereits über eine etabliertere Gaming-Szene verfügen.
Die Bedeutung der Games-Industrie im digitalen Zeitalter
Die Technologiebranche insgesamt erfährt durch die Entwicklung von Videospielen einen starken Schub, was sich in der Nachfrage nach Fachkräften aus diesem Sektor niederschlägt. Videospiel-Entwickler sind nicht nur gefragt, wenn es um die Erstellung neuer Spiele geht, sondern auch in vielen anderen Industriezweigen, die technologische Lösungen implementieren. Das zeigt sich in der steigenden Nachfrage nach den Fähigkeiten von Games-Entwicklern, die über den reinen Bereich der Unterhaltung hinausgehen.
Ein Blick auf den gesamten europäischen Markt verdeutlicht die wirtschaftliche Relevanz der Games-Branche. Laut einer EU-Studie wurden im Jahr 2023 EU-weit Einnahmen von rund 23,5 Milliarden Euro erzielt, mit 5.000 Studios und etwa 74.000 Beschäftigten in diesem Sektor. Dennoch wird erwartet, dass der Anteil der EU am globalen Markt von 8,7 Prozent im Jahr 2017 auf geschätzte 7,3 Prozent im Jahr 2027 sinken wird, was die Notwendigkeit für regionale Akteur:innen, sich entsprechend zu positionieren, unterstreicht.
Die Gamescom selbst bietet nicht nur für Besucher eine aufregende Phase, sondern auch für Fachleute, die die Gelegenheit nutzen, sich auszutauschen und zu vernetzen. Für Baden-Württemberg ist der Auftritt auf der Gamescom ideal, um die lokalen Talente und innovative Ansätze einem breiten internationalen Publikum zu präsentieren. Das Land kann mit diesem Auftritt seine Position auf dem globalen Spielmarkt weiter festigen.
Ausblick auf die Zukunft der Gaming-Branche
Die Bemühungen zur Stärkung der Games-Branche in Baden-Württemberg sind nicht nur ein Schritt in die richtige Richtung, sondern auch eine Notwendigkeit, um im internationalen Wettbewerb erfolgreich zu bestehen. Das Engagement der politischen Akteure zeigt, wie wichtig die Anerkennung der Games-Industrie ist, nicht nur als kreativer Raum, sondern auch als bedeutender Wirtschaftszweig mit vielversprechenden Perspektiven für die Zukunft.
Die Videospielbranche hat in den letzten Jahren eine dynamische Entwicklung erlebt. Besonders in Europa zeigen sich unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Ländern. Während Länder wie Frankreich und das Vereinigte Königreich starke Wachstumstrends verzeichnen, scheint Deutschland, und insbesondere Baden-Württemberg, noch Potenzial zu haben, um im internationalen Wettbewerb besser abzuschneiden. Einige der Ursachen hierfür sind die unterschiedlichen Unterstützungsmaßnahmen für die Games-Industrie in den jeweiligen Ländern sowie die Verfügbarkeit von Fachkräften und deren Ausbildung.
Fachkräftemangel und Ausbildungsangebote
Der Fachkräftemangel ist eine der größten Herausforderungen, mit denen die Games-Branche in Deutschland konfrontiert ist. Laut dem game e. V. fehlen schätzungsweise Tausende von qualifizierten Arbeitskräften, die für die stetig wachsende Nachfrage notwendig wären. Dies hat auch Auswirkungen auf die Innovationsfähigkeit und das Wachstum der Branche. Der Mangel an Ausbildungsangeboten, insbesondere in der spezialisierten Games-Entwicklung, verschärft die Situation weiter. Während das Angebot an Ausbildungsberufen im Kreativsektor steigt, ist die Zahl der Programme, die direkt auf eine Karriere in der Gaming-Industrie vorbereiten, nach wie vor begrenzt.
Laut einer Umfrage von Bitkom interessiert sich eine beträchtliche Zahl von Jugendlichen für Karrieren in der digitalen Mediengestaltung, jedoch gibt es nur wenige spezifische Ausbildungswege, die diesen Bereich abdecken. Dies führt dazu, dass viele talentierte Kreative abwandern, um in Regionen mit einer stärkeren Präsenz der Gaming-Branche Fuß zu fassen.
Internationale Wettbewerbsfähigkeit
Im internationalen Vergleich zeigt sich, dass Länder wie Kanada und die USA eine weit entwickeltere Infrastruktur für die Förderung der Gaming-Industrie haben. Diese Länder bieten umfassende Unterstützung in Form von Fördergeldern, steuerlichen Anreizen und gut ausgebauten Netzwerken für die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen, Hochschulen und Forschungsinstituten. Im Gegensatz dazu muss Deutschland, und hier besonders Baden-Württemberg, daran arbeiten, ähnliche Strukturen zu schaffen, um attraktiv zu bleiben und die Wettbewerbsfähigkeit zu fördern.
Eine umfassende Unterstützung der Games-Industrie könnte nicht nur die Branche selbst stärken, sondern auch positive Effekte auf angrenzende Sektoren wie Technologie, Film und Bildung haben. Beispielsweise könnten Spieleentwicklungen in der Bildung eingesetzt werden, um Schüler und Studierende zu motivieren und neue Lernmethoden zu fördern. Solche Synergien wären von Vorteil für die gesamte Wirtschaft und könnten auch dazu beitragen, den Fachkräftemangel zu verringern.
Wachsende Marktpotentiale in Europa
Die Marktpotentiale in Europa sind vielversprechend. Aktuell zeigen Statistiken, dass der europäische Markt für Videospiele ein starkes Wachstum erlebt, auch wenn ein Rückgang des Anteils an den globalen Einnahmen prognostiziert wird. Dies kann auf verschiedene Faktoren wie zunehmende Konkurrenz und Marktveränderungen zurückzuführen sein. Die Branche könnte jedoch weiterhin von der Digitalisierung und dem wachsenden Interesse an E-Sport und Online-Gaming profitieren.
Die Gamescom, als größtes Event der Branche, bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre Produkte und Innovativen Ideen einem weltweiten Publikum vorzustellen. Dies könnte Baden-Württemberg helfen, ein stärkeres Profil zu entwickeln und die Sichtbarkeit seiner Unternehmen zu erhöhen, was entscheidend dafür ist, Talente und Investoren anzuziehen.