In Baden-Württemberg hat die AfD ihre Präsenz auf TikTok stark ausgebaut und nutzt die Plattform zunehmend als wichtiges Instrument im Wahlkampf. Die Partei, insbesondere vertreten durch Miguel Klauß, erzielt mit ihren Videos eine beachtliche Reichweite und spricht gezielt jüngere Wähler an. Klauß, der selbst einen sehr beliebten TikTok-Account betreibt, sieht in der Plattform eine entscheidende Möglichkeit, um Wählerstimmen zu gewinnen und Meinungen zu beeinflussen.
Daniel Klauß, ein bedeutender Akteur innerhalb der AfD, hat mittlerweile rund 350.000 Follower. Dies ist mehr als doppelt so viel wie die Einwohnerzahl seines Wahlkreises Calw. Seine Videos, in denen er oft provokante Aussagen trifft, haben bereits über eine Million Aufrufe erreicht. Diese Form des politischen Engagements, die in sehr kurzen und prägnanten Clips erfolgt, zieht viele junge Menschen an, die ihre Informationen primär über soziale Medien beziehen.
Der Einfluss von TikTok auf die Wahlen
Klauß führt den Wahlerfolg der AfD in jüngster Zeit auch auf ihre Aktivitäten auf TikTok zurück. Bei den letzten Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen konnte die AfD jeweils mehr als 30 Prozent der Stimmen erringen. Klauß äußerte sich selbst überrascht über die Wirksamkeit der Plattform und betont, wie wichtig es ist, auf TikTok aktiv zu sein. Er plant, seinen Account weiter auszubauen, um die AfD zu einem „scharfen Schwert“ im nächsten Bundestagswahlkampf zu machen.
Die Fachleute sind sich zum Teil einig über die Relevanz von TikTok, jedoch gibt es auch unterschiedliche Ansichten über die Wirksamkeit von sozialer Medienpolitik. Kerria Drüppel, Medienwissenschaftlerin an der Universität Hohenheim, erläutert, dass der Algorithmus von TikTok stark individualisiert ist, was bedeutet, dass die meisten Nutzer kaum politische Inhalte sehen. Trotzdem könnte sich dies ändern, wenn der Algorithmus angepasst wird und mehr politische Inhalte angezeigt werden. Sie hebt auch hervor, dass die AfD im Vergleich zu anderen Parteien auf TikTok viel früher aktiv wurde und dadurch einen großen Vorteil hat.
Populismus und die Rolle der SPD
Die SPD ist die einzige andere Fraktion in Baden-Württemberg, die auf TikTok aktiv ist, jedoch haben sie Schwierigkeiten, die gleiche Reichweite wie die AfD zu erreichen. Andreas Stoch, SPD-Fraktionsvorsitzender, erkennt an, dass die prägnanten und oft emotionalen Botschaften der AfD durch ihren populistischen Stil ansprechen und schnell geteilt werden. Auch er selbst ist auf TikTok aktiv, versucht jedoch, eine positive und konstruktive Botschaft zu vermitteln, um sich von den radikalen Ansichten der AfD abzugrenzen.
Stoch besteht darauf, dass die Welt über die vereinfachenden Botschaften hinaus komplexer ist und dass es wichtig ist, nicht nur in den sozialen Medien präsent zu sein, sondern auch mit informativen, ansprechenden Inhalten entgegenzuwirken. Dies betrifft nicht nur den politischen Diskurs, sondern auch die Art und Weise, wie Informationen an die Wählerschaft vermittelt werden.
In einem Kontext von steigenden Nutzerzahlen auf sozialen Plattformen sind die strategischen Entscheidungen von AfD und SPD von zentraler Bedeutung für den kommenden Wahlkampf. Um in diesem digitalen Umfeld erfolgreich zu sein, müssen Parteien die Dynamiken und Vorlieben der Benutzer berücksichtigen, um relevante Inhalte zu liefern und somit Einfluss auf die Wähler zu nehmen.
Ohne Zweifel wird der Einfluss von TikTok auf die Politik in den kommenden Monaten zunehmen, was die Landschaft des Wahlkampfs in Baden-Württemberg grundlegend verändern könnte. Dabei bleibt abzuwarten, wie die anderen etablierten Parteien auf die Herausforderungen reagieren werden, die der Erfolg der AfD auf dieser Plattform mit sich bringt.
