In Amstetten wird die medizinische Versorgung am Wochenende zunehmend zum politischen Diskussionsthema. Die SPÖ fordert ein Entgegenkommen in Form einer finanziellen Prämie von 2.000 Euro pro Wochenenddienst für die praktischen Ärzte, um deren Bereitschaft zu fördern, diese Dienste freiwillig zu übernehmen. Ein Urteil des Verwaltungsgerichtshofes aus dem Jahr 2019 hatte die Verpflichtung hierzu gekippt, was für viele Ärzte zur Folge hatte, dass sie sich nicht mehr bereit erklärten, am Wochenende zu arbeiten.
Die ÖVP zeigt sich jedoch resistent gegenüber dieser Forderung und sieht die Finanzierung einer solchen Unterstützung als nicht Aufgabe der Kommunen an. Der Ortsvorsteher Manuel Scherscher drückt dies deutlich aus: „Es ist nicht Aufgabe einer Gemeinde, Ärzte anzustellen und zu bezahlen.“ Er betont, dass die Verantwortung in erster Linie beim Bund und den Ländern liege, entsprechende Regelungen zu schaffen. Scherscher plädiert stattdessen für die Umsetzung eines zweiten Primärversorgungszentrums in Amstetten, da das bestehende in Mauer bereits erfolgreich arbeitet und die Versorgungslücke teilweise schließen kann.
Politische Spannungen und Lösungen
Das Thema wird dabei zunehmend emotional erörtert. Gesundheitsstadträtin Beate Hochstrasser von der SPÖ hebt hervor, dass die angebotene Entschädigung zwar nicht die ideale Lösung sei, jedoch dringend notwendig ist. Sie weist darauf hin, dass im aktuellen Primärversorgungszentrum (PVZ) die Ärzte nur an zwei Samstagen im Monat vormittags Dienste übernehmen. Dennoch bleiben drei Sonntage und zwei Samstage unbesetzt, was eine gravierende medizinische Versorgungslücke zur Folge hat.
Obwohl die SPÖ eine Lösung anstrebt, stößt sie auf Widerstand. So verweist der SPÖ-Fraktionschef Helfried Blutsch darauf, dass die ÖVP den Bürgerinnen und Bürgern eigentlich nicht helfen wolle. Er argumentiert, dass bei einem städtischen Budget von 90 Millionen Euro die Finanzierung des Wochenenddienstes für verhältnismäßig moderate 100.000 Euro zu stemmen ist.
Zudem sieht Gemeinderätin Margit Huber aus Reihen der SPÖ die Notwendigkeit von grundlegenden Veränderungen, um den Beruf des Arztes attraktiver zu gestalten. Maximale Effizienz im Kassensystem, bei dem Ärzte Patienten ausschließlich im Zehn-Minuten-Takt behandeln müssen, zieht viele Ärzte in die private Praxis. Huber schlägt vor, bereits während des Medizinstudiums eine Verpflichtung einzuführen, damit Absolventen eine Zeit lang in der öffentlichen Gesundheitsversorgung arbeiten müssen.
Der Weg zu Lösungen
Bürgermeister Christian Haberhauer fordert, dass man Tatsachen schaffen muss, um bei der Gesundheitskasse die notwendigen Änderungen zu provozieren. Indem man Ärzte findet, die bereit sind, ein neues Primärversorgungszentrum ins Leben zu rufen, könnte man Druck auf die zuständigen Instanzen ausüben. Diese kollektiven Bestrebungen sind notwendig, um die medizinische Versorgung in der Region nachhaltig zu sichern.
Der Gemeinderat zeigt sich indessen gespalten in seiner Meinung: Die ÖVP, die Grünen und die FPÖ stimmten gegen die Einführung der finanziellen Unterstützung für Wochenenddienste, während die SPÖ dafür plädierte. Ein Gemeinderatsmitglied enthielt sich der Stimme, was den innerparteilichen Konflikt und die Divergenzen in der politischen Wahrnehmung der ärztlichen Versorgung unterstreicht.
Insgesamt zeichnet sich ab, dass die Thematik der ärztlichen Versorgung am Wochenende nicht nur ein lokales Problem darstellt, sondern auch ein Ausdruck tiefergehender struktureller Herausforderungen innerhalb des Gesundheitssystems ist. Lösungen müssen gefunden werden, die sowohl verlässlich als auch nachhaltig sind.