Die Geschichte atmet wieder in Mauer, einer kleinen Gemeinde, die eine faszinierende Verbindung zu ihrer römischen Vergangenheit entdeckt hat. Im Rahmen eines Schulprojektes, das in Zusammenarbeit mit dem Bundesrealgymnasium Waidhofen an der Ybbs unter der Leitung von Professor Niklas Rafetseder durchgeführt wurde, fanden vom 9. September an sieben Tage lang archäologische Sondierungs- und Grabungsarbeiten statt. Für die Schülerinnen und Schüler war dies eine einmalige Gelegenheit, die Antike nicht nur im Geschichtsbuch, sondern hautnah zu erleben.
Die Grabungen fanden im Bereich Spiegelsberg statt und wurden von Fachleuten der Grabungsfirmen Silva Nordica und Archaeo Perspectives begleitet. Professor Rafetseder, ein Spezialist für die römische Geschichte, betonte die Bedeutung des Projektes: „Es ist eine einmalige Chance, die Geschichte vor Ort erlebbar zu machen und den jungen Menschen zu zeigen, wie lebendig die Antike sein kann.“ Die Schüler waren nicht nur passiv, sondern aktiv an den Arbeiten beteiligt, was ihr Interesse an Geschichte und Archäologie weiter förderte.
Einblick in die römische Zivilisation
Die Ausgrabungen erbrachten beeindruckende Funde. So entdeckten die Archäologen neben Mauern einer römischen Villa rustica auch zahlreiche Artefakte, darunter Dachziegel, Keramikgegenstände, Münzen, Gewandspangen, Reitersporen, Schuhnägel von Legionärssandalen, Messer und Lanzenspitzen. Diese Gegenstände bieten nicht nur faszinierende Einblicke in den Alltag der Römer, sondern zeigen auch, dass sie in der Lage waren, mit Herstellungsverfahren wie Beton zu arbeiten. „Die Funde liefern nicht nur wertvolle Informationen über die römische Besiedlung unserer Region, sondern geben auch Einblicke in die Bauweise der Römer“, erklärte Manuel Scherscher, der Ortsvorsteher von Mauer.
Die Bezahlung der Grabungskosten wird durch das Bundesdenkmalamt übernommen, das zwei Drittel der Kosten trägt, während die Stadtgemeinde Amstetten den Rest finanziert. Bis jetzt hat die Stadt bereits 10.000 Euro in das Projekt investiert. Weitere Ausgrabungen hängen jedoch von der zukünftigen finanziellen Unterstützung und den wissenschaftlichen Entscheidungen ab. Während ein unmittelbarer Teil der römischen Geschichte ans Licht gebracht wurde, bleibt ein Großteil der Stätte vorerst verborgen.
Ein weiteres Highlight der Grabungen war der Besuch von zwei Klassen der Volksschule Öhling. Diese angehenden Historiker hatten die Möglichkeit, selbst Hand anzulegen und so einen praktischen Einblick in die archäologische Arbeit zu erhalten. Der Besuch wurde von Scherscher als wichtig hervorgehoben: „Die Begeisterung der Kinder zeigt, wie wichtig es ist, Geschichte erlebbar zu machen und das Interesse an archäologischen Entdeckungen bereits in jungen Jahren zu fördern.“
Der Dorferneuerungsverein „Jupiter Dolichenus“ sorgte darüber hinaus für die Verpflegung des gesamten Grabungsteams, indem täglich frisch gekocht wurde. Dies stärkte nicht nur die Motivation der Teilnehmenden, sondern schuf auch ein Gemeinschaftsgefühl während der intensiven Arbeiten.
Die Ergebnisse dieser Ausgrabung werden am 29. September, dem Tag des Denkmals, der Öffentlichkeit präsentiert. Von 10 bis 15 Uhr wird nicht nur die ausgegrabene Fläche samt Fundgegenständen vorgestellt, sondern auch Informationen über das Schaumuseum und die Erfahrungen der Nachwuchsarchäologinnen und -archäologen angeboten. um 13 Uhr wird Professor Rafetseder eine einstündige Führung zum Thema Römerrundweg Mauer inklusive der Ausgrabungen leiten, die auf reges Interesse stößt.
Die Grabungen in Mauer sind ein bemerkenswertes Beispiel, wie archäologische Forschung nicht nur das Wissen über vergangene Zivilisationen bereichert, sondern auch junge Menschen dazu anregt, sich für Geschichte zu interessieren und aktiv an der Erhaltung des kulturellen Erbes mitzuwirken.