Im Weltladen Amstetten fand am Dienstag ein aufschlussreicher Vortrag statt, der sich mit dem Thema des fairen Handels auseinandersetzte. Leandro Morales, ein als Experte für Kaffeeanbau bekannter Referent, stellte den neuen Fairioso-Kaffee vor, der eine Mischung aus Robusta und Arabica ist. Diese Kaffeesorte wird voraussichtlich 2024 auf den Markt kommen und ist das Ergebnis einer Anpassung an die aktuellen klimatischen Herausforderungen. Besonders die Hitze und die sinkenden Wassermengen haben die Produktion der traditionellen Arabica-Bohnen stark beeinträchtigt.
Morales, der die Kaffeeplantage seiner Eltern gut kennt, geht auf die Erfahrungen der Kleinbauern in Chiapas, Mexiko, ein. Während des Vortrags gelangen Kunden und Interessierte zu wichtigen Informationen: So stellte sich die Frage, wie viel Arbeit tatsächlich in jeder Tasse Kaffee steckt und wie sich der Klimawandel auf die Lebensbedingungen der Produzenten auswirkt. Er äußerte sich auch über die positiven Veränderungen, die der faire Handel für ihn und andere Bauern mit sich brachte. „Bessere Anbaubedingungen, als meine Eltern je hatten“, beschreibt er seine Erfahrungen.
Ein Blick auf die Kooperative ISMAM
Morales ist Mitglied der Kaffeekooperative ISMAM, die bereits 1988 gegründet wurde und mittlerweile 510 Mitglieder zählt. Diese Kooperative hat sich dem fairen und ökologischen Anbau verschrieben. Die Mitglieder verzichten auf chemische Mittel und setzen stattdessen auf biologische Anbaumethoden. Dies hat es ihnen ermöglicht, ihre Produkte zu höheren Preisen zu verkaufen und von den Vorteilen fairer Handelsbeziehungen zu profitieren.
Eine der zentralen Herausforderungen, die die Kooperative seit ihren Anfängen bewältigen musste, ist die Übermacht der Zwischenhändler. Diese nehmen oft den Großteil des Gewinns, was viele Kaffeebauern in finanzielle Schwierigkeiten brachte. Um dieser ungleichen Verteilung entgegenzuwirken, haben sich die Kleinbauern zusammengeschlossen, um ihren Kaffee gemeinsam zu vermarkten. Dieses Engagement zeigt, wie wichtig Solidarität in der Landwirtschaft ist.
Die Zukunft des Robusta-Kaffees
Morales berichtete außerdem von den gestiegenen Nachfrage nach Robusta-Kaffee. Diese Sorte, die im Flachland besser gedeiht und resistenter gegenüber Schädlingen ist, wird zunehmend bevorzugt, da die Bedingungen für Arabica-Bohnen schwieriger geworden sind. „Drei Jahre dauert es, bis der Kaffeebaum Früchte trägt, danach produziert er in den nächsten sechs bis acht Jahren gut“, erklärt Morales und erläutert, dass nach dieser Zeit die Erträge in der Regel abnehmen.
Die Herausforderungen sind jedoch zahlreich: Drohende Schuldenlasten durch sinkende Kaffeepreise und steigende Produktions- und Exportkosten belasten die Kleinbauernfamilien. Trotz dieser Widrigkeiten bieten die Initiativen des fairen Handels eine Möglichkeit zur Verbesserung der Lebensqualität und der Arbeitsbedingungen. Die Kooperative ISMAM sowie die Bemühungen der Entwickler des Fairioso-Kaffees zeigen, wie wichtig Anpassungsfähigkeit und Innovation im Kaffeebau sind.
Für weitere Informationen zum Thema fairer Handel und die Hintergründe des neuen Fairioso-Kaffees, siehe den Artikel auf www.noen.at.