
Der Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus steht vor einer möglichen Neuausrichtung seiner Führung. Der Zweite Nationalratspräsident, derzeit Peter Haubner von der ÖVP, kann als neuer Vorsitzender des Kuratoriums gewählt werden, vorausgesetzt, dieser Vorschlag wird von den politischen Mitgliedern des Kuratoriums unterstützt. Dies berichtet die Kleine Zeitung.
Während die Grünen die Gesetzesinitiative zur Neuwahl begrüßen und die Möglichkeit erwähnen, "jemanden untadeligen" zu berufen, gibt es auch kritische Stimmen. Die FPÖ lehnt den Vorschlag ab und sieht ihn als ideologische Instrumentalisierung. Abgeordneter Markus Tschank von der FPÖ äußert Bedenken über den Umgang mit der historischen Verantwortung und die politische Instrumentalisierung der Erinnerungskultur. Er betont, dass diese eine gemeinschaftliche Aufgabe aller Parteien sei.
Neuer Ansatz in der Gedenkkultur
Die Vorsitzende des Nationalfonds, Hannah Lessing, hebt die Notwendigkeit neuer Tools in der Erinnerungsarbeit hervor. Angesichts des Verschwindens letzter Zeitzeugen sind moderne Ansätze dringend erforderlich, um jüngere Generationen zu erreichen. Lessing stellt fest, dass soziale Medien, wie Instagram, genutzt werden sollten, um Geschichten und Tragödien des Holocaust, wie die der 13-jährigen Eva, die im Holocaust ermordet wurde, aus einer zeitgemäßen Perspektive zu erzählen. Wie Lessing in einem Interview mit katholisch.at ausführt, ist es entscheidend, dass junge Menschen die Verbindung zwischen Vergangenheit und Gegenwart erkennen.
Ein neues Schulprojekt bringt Nachkommen der Opfer des Nationalsozialismus in Schulen, um über ihre Erfahrungen zu berichten. Der Nationalfonds fördert zudem Gedenkdienste, die anstelle von Zivil- oder Militärdienst geleistet werden können, ein Angebot, das auch für Mädchen gilt. Diese Dienste bieten Jugendlichen die Möglichkeit, in Holocaust-Museen oder Gedenkstätten in verschiedenen Ländern zu arbeiten und werden finanziell unterstützt.
Erinnerung als gesellschaftliche Verantwortung
Der Bundestagsabgeordnete der SPÖ, Muna Duzdar, bringt die historische Verantwortung gegenüber den Opfern des Nationalsozialismus auf den Punkt. Sie betont, dass der Nationalfonds in der Lage sein muss, seine Aufgaben ordnungsgemäß zu erfüllen. Auch VP-Mandatar Wolfgang Gerstl kritisiert die angespannte Sicht auf die FPÖ, die die Gelegenheit hatte, alternative Vorschläge zu entwickeln.
Vor den aktuellen Debatten über den Nationalfonds fand eine Diskussion über einen Regierungsbericht zur nationalen Strategie gegen Antisemitismus statt, die von allen Parteien angenommen wurde. Staatssekretär Alexander Pröll kündigte in diesem Rahmen eine neue Strategie zur Bekämpfung von Antisemitismus an und plant die Errichtung eines Holocaust-Museums.
Die Erinnerungsarbeit ist wichtig für die betroffenen Kinder und Enkel generationsübergreifender Traumata. Wie Lessing anmerkt, gibt es keine wahre Wiedergutmachung für die Opfer, aber es ist wichtig, ihre Namen und Geschichten zu bewahren. In diesem Sinne bringt zeitgenössische Kunst eine neue Dimension in die Diskussion über den Holocaust und legt Zeugnis ab von den Verbrechen, die in der Vergangenheit begangen wurden. Ein offenes Gespräch über die Geschehnisse des Holocaust ist entscheidend, um ein besseres Verständnis für die Menschenwürde und die Herausforderungen einer zunehmend heterogenen Gesellschaft zu entwickeln. So bleibt die Verantwortung zum Gedenken und zur Bildung auch in Zukunft relevant, um aus der Geschichte zu lernen, wie in einem Artikel des Deutschlandfunk Kultur festgehalten.
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