Medizin für Männer: Warum Frauen oft auf der Strecke bleiben!

Innsbruck, Österreich - Die Gesundheitsversorgung für Frauen hat nach wie vor erhebliche Defizite, trotz wachsender Aufmerksamkeit für geschlechterspezifische Aspekte in der Medizin. Ein zentrales Problem ist, dass viele Herzinfarkte bei Frauen unerkannt bleiben. Laut einem Bericht von vol.at erkennen viele Frauen die Symptome eines Herzinfarkts nicht richtig. Anzeichen wie Müdigkeit, Rückenschmerzen oder Kieferschmerzen werden häufig nicht mit einem Herzinfarkt in Verbindung gebracht, was die Behandlung verzögert.
Die klinische Psychologin Christa Bauer von „Femail“ betont, dass die Medizin jahrzehntelang den Mann als Maßstab genommen hat, was zur Vernachlässigung von Frauen in der Forschung geführt hat. Diese einheitliche Herangehensweise kann zu einer falschen Medikamentenwirkung oder zur Unwirksamkeit von Prothesen für Frauen führen. In Österreich ist Gendermedizin im Studium meist nur ein Wahlfach, wobei die Universität Innsbruck eine Ausnahme darstellt und diesen Bereich als verpflichtend anbietet.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und deren Wahrnehmung
Ein hartnäckiger Mythos hält sich, dass Herz-Kreislauf-Erkrankungen ein „Männerproblem“ sind, obwohl sie ebenso stark Frauen betreffen. Eine Studie zeigt, dass Frauen über 65 Jahre im Durchschnitt mehr als vier Stunden benötigen, um nach ersten Symptomen eines Herzinfarkts in der Notaufnahme zu sein, während Männer etwa eine Stunde weniger brauchen. Zudem treten Herzinfarkte bei Frauen in der Regel 8-10 Jahre später als bei Männern auf. Diese Unterschiede in der Wahrnehmung und dem Verlauf der Erkrankungen sind alarmierend und erfordern dringend aufmerksamere gesundheitliche Strategien. Ärzteblatt berichtet von der Notwendigkeit, Frauen über Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser aufzuklären, um der höheren Sterberate durch Herzinfarkte entgegenzuwirken.
Frauen stellen oft andere Symptome fest als Männer, wie Übelkeit, Atemnot und Schmerzen im Oberbauch oder im Schulter- und Unterkieferbereich. Die gesellschaftlichen Stereotype führen zudem dazu, dass Frauen in Notaufnahmen seltener Schmerzmittel erhalten, selbst wenn sie gleich starke Schmerzen angeben. Auch die Dosierungsangaben in vielen medizinischen Leitlinien basieren häufig auf Forschung, die Männer als Probanden hatte, was bei Frauen zu Überdosierungen führen kann.
Die Bedeutung von Gendermedizin
Die Gendermedizin hat sich seit Ende des 20. Jahrhunderts entwickelt und zielt darauf ab, geschlechtsspezifische Unterschiede in der Gesundheit zu erforschen und zu berücksichtigen. Der jährliche Vorarlberger Frauengesundheitstag, organisiert von „Femail“, soll Frauengesundheit sichtbarer machen und Diskussionen über Themen wie Menstruation und Wechseljahre anstoßen. Ein Positionspapier der DGK hebt hervor, dass geschlechterspezifische Aspekte in der Kardiologie oft unzureichend berücksichtigt werden, da Frauen in vielen Studien unterrepräsentiert sind. Die Leitlinien zur Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen müssen dringend angepasst werden, um diese Defizite zu beheben. DGK fordert daher eine Berücksichtigung geschlechterspezifischer Unterschiede, um eine personalisierte Behandlung für Frauen zu ermöglichen.
Insgesamt ist der Aufklärungsbedarf hoch. Mangelnde Forschung zu frauenspezifischen Risikofaktoren wie Diabetes und Schwangerschaftshochdruck unterstreicht die Notwendigkeit, die medizinische Versorgung von Frauen grundlegend zu reformieren. Die Verbesserung der Versorgungsqualität durch Beachtung geschlechterspezifischer Aspekte in der Medizin ist zwingend erforderlich, um gesundheitliche Ungleichheiten zu überwinden.
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Ort | Innsbruck, Österreich |
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