
Im Wiener Landesgericht wird derzeit ein beispielloser Fall aus dem Mafia-Milieu behandelt. Der 29-jährige Angeklagte, Stefan K., steht unter schwerem Bewachung und wird von sechs Justizwachbeamten begleitet. Die Staatsanwaltschaft spricht von Mord, Folter und einer Serie anderer Verbrechen, die im Rahmen des anhaltenden Konflikts zwischen montenegrinischen Clans, insbesondere dem Skaljari-Clan und dem Kavac-Clan, verübt wurden. Diese Rivalität, die seit 2014 besteht, kostete bereits rund 80 Menschen das Leben in Europa, unter anderem durch Mordanschläge wie einen gescheiterten im Winter 2018 vor einem bekannten Wiener Lokal.
Der Prozess dreht sich um einen geplanten Mordanschlag, der durch glückliche Umstände vereitelt werden konnte. Laut einem Bericht von Krone.at war die ursprüngliche Absicht, zwei Mitglieder des Kavac-Clans zu ermorden. Ein erster Anschlag mit einer Autobombe scheiterte aufgrund einer schwachen Batterieleistung, und Kommunikationsprobleme zwischen den Auftragskillern führten dazu, dass die Zielpersonen überlebten. Stefan K. soll als „Observator“ fungiert und den Zeitpunkt für den Angriff ausgewählt haben, nachdem er am 8. März 2020 aus Montenegro angereist war.
Fehlgeschlagene Mordkomplotte
Die Bundeskriminalbeamten konnten das gescheiterte Komplott aufdecken, welches einen Doppelmord mit Autobombe und kolumbianischen Auftragsmördern im Frühjahr 2020 vorsah. Der Bombenbauer hatte technische Schwierigkeiten, sodass der geplante Anschlag am 22. Februar 2020 nicht wie gewünscht ausgeführt werden konnte. Einer der Zielpersonen entkam unverletzt, während das BKA eine Vielzahl von Chatnachrichten sicherte, die mwiesen, dass zivile Opfer in Kauf genommen wurden.
Die Verteidigung von Stefan K. kritisiert die Beweismittel, die auf entschlüsselten Krypto-Chats basieren, die von französischen Behörden übermittelt wurden. Diese Art der Überwachung ist in Österreich nicht erlaubt. Trotzdem bestätigte der Oberste Gerichtshof im März 2023, dass die Beweismittelverwertung in einem ähnlichen Fall rechtmäßig sei. Die Geschworenen scheinen an der Unschuld des Angeklagten zu glauben, weshalb die Untersuchungshaft enden könnte.
Der Hintergrund des Clan-Konflikts
Die Gewalt und die Mordversuche zwischen den montenegrinischen Clans sind in einen größeren Kontext von organisiertem Verbrechen einzuordnen. Laut Berliner Zeitung sind in der EU insgesamt 821 schwerkriminelle Netzwerke aktiv, die eine ernsthafte Bedrohung für die Sicherheit und den Rechtsstaat darstellen. Über 25.000 Mitglieder dieser Banden sind in Drogenhandel, Betrug und anderen Verbrechen engagiert, wobei die Mangels an offiziellen Überwachungsmöglichkeiten die Arbeit der Polizei behindert.
Im konkreten Fall stellen sich komplexe Fragen zur Effizienz und den Möglichkeiten der Strafverfolgung. Andreas Holzer, der Chef des BKA, fordert eine erweiterte Überwachung der Kommunikationsdienste, um die Polizei im Kampf gegen das organisierte Verbrechen besser zu unterstützen. Auch die Entwicklungen in der Clanstruktur zeigen, dass diese Gruppen international vernetzt und hoch professionell agieren, was die Bekämpfung ihrer Machenschaften erschwert.
Mit dem aktuellen Prozess in Wien wird deutlich, wie gefährlich die Verstrickungen zwischen internationalen Verbrecherclans sind und wie wichtig es ist, gegen diese Netzwerke vorzugehen. Der Ausgang dieses Verfahrens könnte wegweisend für die zukünftige Handhabung solcher Fälle sein.
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