
In einem dramatischen Aufruf zur Verantwortung weisen die Gründer des Vereins „Land schafft Leben“, Hannes Royer und Maria Fanninger, auf die alarmierende Diskrepanz zwischen den Wünschen der Verbraucher und ihrem tatsächlichen Kaufverhalten hin. „Wir sind eine heuchlerische Gesellschaft“, sagte Royer, während er auf die Insolvenz des Biohofes „Labonca“ von Norbert Hackl hinweist. Trotz steigender Nachfrage nach biologisch produzierten Lebensmitteln zeigt die Realität, dass lediglich 4 % der österreichischen Schweineproduktion biologisch sind, wobei die Nachfrage der Konsumenten noch tiefer als erwartet ist. Im Jahr 2023 lag der allgemeine Biokonsum bei nur 1,4 %, während der Großteil nach Berlin exportiert wird, so Royer in einem aktuellen Bericht über den Lebensmittelkonsum in Österreich, wie von Kleine Zeitung berichtet.
Der Verein, der seit seiner Gründung im Jahr 2014 umfassend über Lebensmittel, deren Herkunft und die Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit aufklärt, betont die Notwendigkeit eines Bewusstseinswandels bei den Konsumenten. Trotz der informativen Arbeit sind viele Menschen immer noch unbewusst darüber, dass ihre Kaufentscheidungen direkte Produktionsaufträge erteilen. Diese Realität wird durch die hohen Lebensmittelverschwendungen der Haushalte verstärkt: Pro Jahr werden Lebensmittel im Wert von 800 Euro weggeworfen. Fanninger hebt hervor, dass 70 % unserer Entscheidungen unterbewusst und zu 90 % emotional getroffen werden, was die Komplexität des Kaufverhaltens verdeutlicht. Die Forderung nach einer verpflichtenden Herkunfts- und Haltungskennzeichnung ist laut MeinBezirk eine wichtige Maßnahme zur Förderung von Transparenz und Qualität im Lebensmittelhandel.
Kritik am Kaufverhalten der Konsumenten
Trotz der Forderungen nach mehr ethischem Konsum scheinen die Handelsstrukturen den Trend zu Billigangeboten zu fördern. Von 2023 zeigen Zahlen, dass 44 % des Fleischkaufs in Österreich bei Sonderaktionen stattfindet, während Produkte wie Bier und Kaffee überproportional häufig in Aktionen verkauft werden. Dies zeigt, wie tief die Preisdiskussion in der Kaufentscheidung verwurzelt ist, was laut Royer massive Investitionen in Tierwohl-Initiativen untergräbt, wenn die Verbraucher letztlich doch nach den günstigsten Preisen greifen.
Insgesamt konsumiert jeder Österreicher jährlich 1,5 Tonnen Lebensmittel, jedoch bleibt die große Frage, ob der steigende Wunsch nach ethisch produzierten Produkten auch zu einem tatsächlichen Umdenken im Kaufverhalten führt. Die Gründer bleiben optimistisch, dass eine verstärkte Aufklärung und transparentere Informationen über Produkte langfristig zu einem besseren Bewusstsein und hochwertigeren Lebensmitteln führen können, betonen jedoch, dass die Verantwortung letztlich bei den Konsumenten selbst liegt.
Ort des Geschehens
Details zur Meldung