
In den letzten Jahren hat sich die Spendenbereitschaft für Second-Hand-Kleidung merklich verändert. Viele Menschen geben nicht mehr benötigte Kleidungsstücke an die carlas, den Second-Hand-Läden der Caritas, ab. Dies sorgt jedoch zunehmend für Probleme. Laut einem aktuellen Bericht von OTS ist etwa ein Drittel der gespendeten Kleidung nicht mehr für den Verkauf geeignet, und diese Tendenz ist steigend. In den elf carlas der Caritas der Diözese St. Pölten werden jährlich rund 220 Tonnen Altkleidung, Möbel, Hausrat und Elektrogeräte gespendet, doch die Qualität der Textilien lässt oft zu wünschen übrig.
Besonders betroffen sind die Standorte in Krems und Vitis, wo die Spendeneingänge immer mehr schmutzige oder beschädigte Textilien und Schuhe umfassen. Dies macht es notwendig, etwa 30 Prozent der gespendeten Güter fachgerecht zu entsorgen, was hohe Kosten verursacht. Angesichts dieser Problematik plant die Caritas St. Pölten eine umfassende Kampagne, die auf Social Media, in Kinos und über Plakate zu sehen sein wird. Ziel dieser Initiative ist es, Spender*innen zu sensibilisieren und sie darauf hinzuweisen, nur tragbare Textilien zu spenden.
Die Herausforderung von Textilabfällen
Die Lage ist nicht nur lokal bedrängend, sondern spiegelt ein viel größeres Problem wider. Die Modeindustrie produziert zunehmend Abfall, und viele gespendete Altkleider landen auf Deponien, oft in Ländern, die über keine entsprechende Recyclinginfrastruktur verfügen. In einem aktuellen Artikel auf Textilmitteilungen wird darauf hingewiesen, dass die Recyclingindustrie Schwierigkeiten hat, minderwertige Materialien, die nur schwer wiederverwertbar sind, zu verarbeiten. Die Expertin Katja Wagner betont die Notwendigkeit, das Altkleidersystem zu reformieren, um weniger Ware zu exportieren und den Konsumenten zu ermutigen, Altkleider als wertvollen Rohstoff zu betrachten.
Der Fast Fashion-Trend hat nicht nur die Menge an Textilien verdreifacht, sondern auch deren Qualität stark gesenkt. Konsumenten haben momentan kaum Möglichkeiten, sicherzustellen, dass ihre gespendeten Textilien verantwortungsvoll verwertet werden. Ein transparenter Recyclingansatz, wie ihn beispielsweise TURNS verfolgt, könnte hier die Lösung sein, indem Textilien direkt von Firmen zurückgenommen werden.
Recycling und die gesetzgeberische Verantwortung
Die Probleme auf dem Textilmarkt sind nicht nur in Österreich spürbar, sondern auch in Deutschland. Laut dem bvse-Bundesverband Sekundärrohstoffe und Entsorgung wird jährlich etwa 1,3 Millionen Tonnen Textilabfälle produziert. Der Verband warnt vor einem drohenden Kollaps der Alttextilsammlung und -verwertung in Deutschland, wenn nicht bald Maßnahmen ergriffen werden. Mit einer Getrenntsammlungsquote von 70 Prozent für Altkleider wird deutlich, dass die Infrastruktur verbessert werden muss, um die steigenden Mengen an minderwertigen Textilien zu bewältigen.
Ab dem 1. Januar 2025 wird eine Pflicht zur flächendeckenden Getrenntsammlung von Alttextilien eingeführt. Um den Recyclingprozess zu verbessern, fordert der bvse kostenfreie Stellplätze für Altkleidercontainer und mahnt an, dass die Qualität der gesammelten Textilien dringend verbessert werden muss.
Die neue Kampagne der Caritas St. Pölten könnte einen Beitrag dazu leisten, das Bewusstsein für die Qualität von Spenden zu erhöhen und somit langfristig die Situation in den carlas zu verbessern. Der Pressetermin zur Kampagne findet am 7. April 2025 in der carla Krems statt, wo Vertreter der Caritas Stellung beziehen und die wichtigsten Inhalte der Kampagne vorstellen werden.
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