Im Heiligen Land und im Libanon spitzt sich die Lage weiter zu: Anlässlich des bevorstehenden Weihnachtsfestes äußerten die lateinischen Katholiken im palästinensischen Dorf Taibeh den Wunsch nach einem vorübergehenden Waffenstillstand, um den Frieden an der Wiege der Christenheit zu bewahren. Trotz dieser Hoffnungen geht der Konflikt im Gazastreifen unvermindert weiter, während an der Nordgrenze zu Libanon ein fragiles Abkommen herrscht. Die dramatischen Rückgänge im Tourismus, die von einem Vertreter des israelischen Tourismusministeriums bestätigt wurden, verdeutlichen die Auswirkungen des Krieges: Seit Jahresbeginn sind die Besucherzahlen um 75 Prozent gesunken, was anschauliche wirtschaftliche Folgen für das Land und besonders für die einheimischen Christen hat. Besonders betroffen sind die besetzten palästinensischen Gebiete, wo der Tourismus, insbesondere im christlichen Dreieck Bethlehem, Beit Sahur und Beit Dschallah, nahezu zum Stillstand gekommen ist, wie kathpress.at berichtete.
Blickt man über die Grenze, zeigt sich auch der Libanon in einer angespannten Situation. Im Land, wo über ein Fünftel der Bevölkerung syrische Flüchtlinge sind, wächst das Misstrauen gegenüber diesen immer mehr. Sozialarbeiterin Rita Makhlouf berichtet, dass der Kontakt zwischen den libanesischen und syrischen Kindern oft von Vorurteilen belastet ist, obwohl viele Flüchtlingskinder Unterstützung brauchen. Der Krieg in Syrien hat verheerende Wunden hinterlassen, und historische Spannungen wurden neu entfacht. Konfessionelle Trennungen sind zwischen Muslimen und Christen deutlicher geworden als in den tiefsten Zeiten des Bürgerkriegs, so die Beobachtungen von deutschlandfunkkultur.de.
Der Libanon steht vor der Herausforderung, eine gemeinsame Identität zu schaffen, während sich alte ethnische und religiöse Konflikte an der Oberfläche zeigen. Während sich die Religionsgemeinschaften formal in einem fragilen politischen System abwechseln, wächst das Gefühl der Isolation und der Entfremdung. Die jüngsten Entwicklungen deuten darauf hin, dass die alte Nationalidentität unter Druck gerät und neue Konflikte durchaus drohen. Die Frage bleibt, ob es eine Perspektive gibt, die die Menschen im Libanon vereinen kann oder ob die gespaltene Geschichte das Land in einen weiteren Konflikt führen wird.