Kardinal Christoph Schönborn hat sich in einem aktuellen Interview zur Rolle von Religion in der Gesellschaft geäußert und gefordert, gesellschaftliche sowie religiöse Brücken zu bauen. Dies geschah in der Sendung „Pressestunde“ am Sonntag, wo er betonte, dass gerade in politisch und gesellschaftlich schwierigen Zeiten, wie er sie in seinen fast 30 Jahren als Erzbischof erlebt hat, diese Brücken entscheidend sind. Schönborn, der anlässlich seines bevorstehenden 80. Geburtstags als Erzbischof von Wien emeritiert wird, sieht in seiner Aufgabe nicht nur die Vermittlung zwischen Konservativen und Fortschrittlichen innerhalb der Kirche, sondern auch den Dialog mit dem Islam als notwendig an. „Ich habe die Aufgabe, als Brückenbauer zu wirken“, erklärte er, wie Kathpress berichtete.
In der Diskussion um Migration und Integration in Österreich bedauert der Kardinal, dass eine differenzierte Betrachtung dieser Themen bislang aussteht. Er forderte mehr Sachverstand anstelle von Emotionen und wies darauf hin, dass die Gesellschaft gezielte Migration brauche, um dem demografischen Wandel entgegenzuwirken. Zugleich betonte er die Notwendigkeit, dass Migranten sich an nicht verhandelbare Werte halten müssen, insbesondere im Hinblick auf kulturelle Praktiken aus ihren Ursprungsländern. Die Trennung von Religion und Politik hält er für grundlegend, um Religionsfreiheit und echte Toleranz zu gewährleisten, so wie Die Tagespost berichtete.
Wichtige Werte und Einigkeit
Schönborn kritisierte die zunehmende Politisierung von Religion und verwies auf gefährliche Entwicklungen in einigen Ländern, wie die Instrumentalisierung der Religion in Indien und Brasilien. Diese Diskussion führt zu einem starken Appell nach einer stabilen Demokratie, die auch Gegenbewegungen zulässt. „Wir sollten einander nicht verteufeln“, sagte er in Bezug auf die politische Debatte und erinnerte an positive Erfahrungen mit FPÖ-Chef Herbert Kickl, die zeigen, dass auch in Differenzen eine gemeinsame menschliche Basis zu finden ist. Trotz seiner Bedenken hinsichtlich der Wertevermittlung in Schulen forderte er eine gemeinsame Ausbildung im Religionsunterricht, wobei die Werte des Evangeliums im Mittelpunkt stehen sollten.
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