Während der Pandemie hat sich in Österreich auf dem Messengerdienst Telegram ein Netzwerk von Maßnahmengegnern und -gegnerinnen gebildet, in dem Verschwörungsmythen und rechtsextreme Ideologien eine bedeutende Rolle spielen. Laut einem Bericht der Bundesstelle für Sektenfragen setzt dieses Netzwerk seine Aktivitäten fort.
Die geteilten Inhalte in diesem Netzwerk richten sich oft gegen Minderheiten, etablierte Medien und politische Institutionen. Studienautor Philipp Pflegerl warnt vor dem dadurch potenziell erhöhten Gefährdungspotenzial für bestimmte Gruppen.
Die Bundesstelle hat zwischen Jänner 2020 und September 2023 insgesamt 287 öffentliche Telegram-Kanäle aus Österreich untersucht, die der CoV-Protestbewegung zugeordnet werden können. Studienautor Felix Lippe beschreibt dieses Netzwerk als heterogen, aber stark vernetzt, und betont, dass es parallel zu den Demonstrationen auf den Straßen entstanden ist.
Die CoV-Protestbewegung umfasst nicht nur Kanäle, die sich gegen Maßnahmen positionieren, sondern auch solche, die dem Bereich Rechtsextremismus, „alternative Medien“, Esoterik, Spiritualität, Parteipolitik und Verschwörungstheorien zugeordnet werden können. Laut der Studie verbreiten dieses Netzwerk auch politische Akteure wie die Impfgegnerpartei MFG und die maßnahmenkritische FPÖ.
Die Krise wird in diesem Netzwerk oft durch Verschwörungsmythen erklärt, was Ängste schürt. Inhalte mit verschwörungstheoretischem und extremistischem Hintergrund erreichen seitdem viel mehr Menschen, betont Bundesstelle-Geschäftsführerin Ulrike Schiesser. Insbesondere Personen aus dem Esoterikbereich, die durch CoV-maßnahmenkritische Kanäle auf diese Ideologien aufmerksam werden, werden erreicht.
Die Zugriffszahlen der Kanäle haben seit ihrem Höhepunkt im Jänner 2022, mit rund neun Millionen Aufrufen pro Tag, wieder abgenommen. Im April 2023 erreichten sie etwa vier Millionen Aufrufe täglich. Zu Beginn der Pandemie im März 2020 lag die Zahl der täglichen Aufrufe bei lediglich 100.000.