Die Debatte um die wirtschaftliche Situation der Industrie wird angestoßen von führenden Persönlichkeiten der Arbeiterkammer und der Gewerkschaft PRO-GE. Günther Goach, Präsident der Arbeiterkammer Kärnten, betont die Notwendigkeit, sich als Industriestandort zu behaupten und den „Kampf der besten Köpfe“ zu gewinnen. Er hebt hervor, dass es nicht nur um niedrigere Löhne geht, sondern um die Entwicklung von Humankapital und die Ausbildung, die entscheidend für das Wachstum sind. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass eine Senkung der Lohnnebenkosten nicht zu einer Steigerung des Wachstums führt.
Reinhold Binder, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft PRO-GE, zusätzlich zu seinem Besuch im GPS Ausbildungszentrum im Technologiepark Villach, fordert eine gesamtwirtschaftliche Strategie bis zum Jahr 2040. Eine aktuelle Studie des Wirtschaftsforschungsinstituts Economica unterstützt seine Forderung nach Investitionen in zukunftsorientierte Infrastruktur, die notwendig sind, um private Investoren zurückzugewinnen. Der Investitionsbedarf in den Bereichen Energie und Netzsicherheit wird auf 30 bis 40 Milliarden Euro geschätzt, während er ein Defizit in der politischen Strategie zur Förderung dieser Bereiche bemängelt.
Der Aufruf zur Kurzarbeit
Die besorgniserregende Entwicklung der Arbeitslosigkeit, die besonders im Produktionssektor im August zugenommen hat, führt Binder dazu, eine Diskussion über Kurzarbeit anzuregen. Er sieht es als an der Zeit an, über diesen wichtigen Mechanismus nachzudenken, jedoch nicht als allgemeine Lösung, sondern gezielt in bestimmten Bereichen, um die Beschäftigung der Arbeiter zu sichern. Besonders wichtig ist hierbei, dass Kurzarbeit in Verbindung mit Weiterbildungsmaßnahmen einfacher umsetzbar sein sollte. Derzeit zeigt eine Statistik des Arbeitsmarktservice (AMS), dass nur 142 Beschäftigte in Kurzarbeit sind. Zudem erlebte der Haushaltsgerätehersteller Liebherr Schwierigkeiten, als er einen Antrag für 960 Mitarbeiter am Standort Lienz stellte, da die Auflagen als zu streng empfunden wurden.
Ein weiteres besorgniserregendes Thema ist der Rückgang der Lehrlingszahlen in Österreich. Während im Jahr 2008 noch etwa 130.000 Lehrlinge registriert waren, ist diese Zahl mittlerweile auf rund 98.500 gesunken. Auch die Anzahl der Lehrbetriebe ist kontinuierlich rückläufig und erreicht ein historisches Tief. Um dem entgegenzuwirken, schlägt Goach die Einrichtung eines Ausbildungsfonds vor, in den Betriebe einzahlen sollten, die zwar ausbilden könnten, es aber nicht tun. Besonders positiv hebt er die Lehrwerkstätte in Villach hervor, die jährlich 600 bis 700 Lehrlinge ausbildet und derzeit zu einem Aus- und Weiterbildungscampus erweitert wird.
Die Details dieser Entwicklungen sind entscheidend für die Landwirtschaftspolitik und den industriellen Sektor Österreichs. Durch diese Maßnahmen hoffen die verantwortlichen Akteure, das Fundament für eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung und eine Stärkung des Standortes zu legen.