Villach

Privatinsolvenzen steigen: Jüngere überschätzen finanziellen Spielraum

Privatinsolvenzen in Österreich steigen massiv, vor allem junge Leute und ehemals Selbstständige müssen mit finanziellen Problemen kämpfen – Zeit für eine Rückkehr zur fünfjährigen Entschuldungsphase!

In jüngster Zeit wurden die Ursachen für Privatinsolvenzen in Österreich erneut untersucht, wobei auffiel, dass „persönliches Verschulden“ der häufigste Grund für diese finanziellen Schwierigkeiten bleibt. Diese Erkenntnisse stammen aus einer Analyse des KSV 1870, einem Verband, der sich für die Rechte von Gläubigern einsetzt. Karlheinz Götze, ein Experte des KSV, stellt fest, dass eine „dauerhafte Überschätzung der eigenen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit“ oft die Wurzel des Problems ist. Im Jahr 2023 wurden 8845 neue Schuldenregulierungsverfahren eröffnet, was einem Anstieg von über 8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Ein zentraler Punkt der Untersuchung ist das anhaltend hohe Kostenniveau und die weiterhin hohe Inflation, die die finanziellen Belastungen für Privathaushalte im ganzen Land verschärfen. Diese Faktoren haben dazu beigetragen, dass viele Menschen in finanzielle Not geraten sind. Götze kommentiert die Situation und sagt, dass auch im Jahr 2023 trotz der Krisen viele Menschen weiterhin über ihre Verhältnisse lebten.

Überschätzung der eigenen finanziellen Möglichkeiten

Besonders betroffen sind junge Menschen, die in hohem Maße dazu neigen, ihre finanziellen Möglichkeiten zu überschätzen. Rund 28,6 Prozent der Privatpleiten in Österreich sind auf diese Selbstüberschätzung zurückzuführen. In der Altersgruppe der 25- bis 40-Jährigen sind es 31 Prozent, bei den unter 25-Jährigen sogar 34 Prozent. Diese Zahlen zeigen einen besorgniserregenden Trend, da jüngere Menschen oft in Versuchung geraten, Konsumausgaben zu tätigen, die weit über ihre finanziellen Mittel hinausgehen. Götze fordert daher eine stärkere Verankerung von Finanzbildung in den Lehrplänen, um diese Probleme langfristig zu bekämpfen.

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Über die Überschätzung hinaus tragen auch weitere Faktoren zu den Privatpleiten bei. So entfallen rund 17,8 Prozent auf die Reduktion des Einkommens, 12,3 Prozent sind auf Lebenskrisen zurückzuführen und 8,6 Prozent auf persönliche Probleme. Es wird deutlich, dass es nicht nur die individuelle Finanzplanung ist, die hier entscheidend ist, sondern auch äußere Umstände, die Menschen in die Schuldenfalle treiben.

Kritik an den aktuellen Regelungen

Darüber hinaus stehen auch die aktuellen Regelungen zur Entschuldung in der Kritik. Seit 2021 gibt es die Möglichkeit eines dreijährigen Tilgungsplans, der jedoch laut Götze „seine Berechtigung verloren hat“. Er argumentiert, dass es zu viele Zahlungsplanangebote mit null Prozent gibt, und dass dies die finanzielle Verantwortung der Einzelnen untergräbt. Es sei zu befürchten, dass Privatpersonen Schulden leichtfertig aufnehmen, was die Situation weiter verschärfen könnte.

Wenn die derzeitigen Regelungen über den Fristzeitraum von 2026 hinaus bestehen bleiben, könnte dies dazu führen, dass das persönliche Verschulden als Hauptursache für Insolvenzen noch zunehmen wird. Der KSV fordert daher eine Rückkehr zu einer Entschuldungsdauer von fünf Jahren, um Menschen dazu zu bewegen, ihre finanziellen Angelegenheiten ernsthaft zu bedenken und mehr Verantwortung für ihre Entscheidungen zu übernehmen.

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Die durch die Studie des KSV 1870 aufgedeckten Zusammenhänge zeigen deutlich, dass es sowohl individuelle als auch gesellschaftliche Herausforderungen gibt, die viele Menschen in finanzielle Schwierigkeiten bringen können. Die Kombination aus Selbstüberschätzung, wirtschaftlicher Unsicherheit und möglicherweise unzureichenden finanziellen Bildungsangeboten könnte sich als entscheidend herausstellen im Umgang mit der anhaltenden Welle von Privatinsolvenzen in der Zukunft.

Quelle/Referenz
kleinezeitung.at

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