Am 30. Oktober wird in Kärnten der Equal Pay Day begangen, ein Datum, das symbolisch für die anhaltende finanzielle Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in der Arbeitswelt steht. Ab diesem Tag arbeiten vollzeitbeschäftigte Frauen bis zum Jahresende, was einem Zeitraum von 63 Tagen entspricht, statistisch gesehen kostenlos. Laut aktuellen Daten der AK Kärnten liegt die Lohnlücke bei 17,2 Prozent, was umgerechnet fast 9.900 Euro brutto pro Jahr bedeutet. Diese Zahl steht nicht nur für finanzielle Nachteile, sondern auch für tiefere gesellschaftliche Probleme, wie AK-Direktorin Susanne Kißlinger betont.
„Wir müssen die Strukturen überdenken, um echte Gleichstellung im Berufsleben zu erreichen“, fügte Kißlinger hinzu. Interessanterweise reicht die Lohnschere bis nach Spittal, wo Frauen sogar 25 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen verdienen. Im Bezirk Kufstein beträgt die unentlohnte Arbeitszeit für Frauen heuer sogar 73 Tage. Solche Zahlen machen deutlich, wie dringend Maßnahmen zur Bekämpfung dieser Ungleichheiten ergriffen werden müssen.
Sichtbarkeit und Transparenz schaffen
Um Frauen einen besseren Einblick in die Gehaltsstrukturen zu ermöglichen, bringt die im Vorjahr verabschiedete Lohntransparenzrichtlinie Hoffnung. Unternehmen, die mehr als 100 Mitarbeiter haben, sind verpflichtet, Einkommensberichte zu erstellen. „Diese Richtlinie muss zügig umgesetzt werden“, fordert Kißlinger, damit Frauen nicht mehr im Dunkeln tappen müssen, wenn es um Gehaltsfragen geht.
Die Lohnungleichheit hat viele Ursachen, darunter die Schwierigkeit, Beruf und Familie zu vereinbaren. Viele Frauen arbeiten in Teilzeit, weil es nicht genügend Betreuungsangebote für Kinder gibt. Diese Lage verstärkt die Einkommenskluft, da Frauen disproportioniert in Niedriglohnsektoren beschäftigt sind.
Aufgaben gerecht teilen
Eine weitere entscheidende Frage ist die Verteilung der Betreuungsaufgaben. Michaela Eigner-Pichler von der AK Kärnten hebt hervor, dass eine gerechte Verteilung der Kinderbetreuung zwischen Männern und Frauen für die Einkommensentwicklung und den beruflichen Wiedereinstieg von Frauen entscheidend ist. Trotz wachsendem Interesse von Vätern an Themen wie dem Papamonat gibt es noch viel Verbesserungspotenzial bei der Verteilung unbezahlter Betreuungsarbeit.
Um diese Herausforderungen anzugehen, hat die AK Kärnten den digitalen Kinderbetreuungsatlas entwickelt. Dieses Servicetool soll Eltern einen Überblick über Betreuungsangebote in den kärntnerischen Gemeinden verschaffen. Zusammen mit einem umfassenden Beratungsangebot will man eine zentrale Anlaufstelle zur Unterstützung von Familien schaffen.
Die Forderungen bleiben jedoch unvermindert: Die AK Kärnten verlangt eine Verbesserung der Betreuungsinfrastruktur, insbesondere in der Kleinkindbetreuung, um Frauen den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt zu erleichtern. Zudem wird ein rascher Fortschritt bei der Umsetzung der EU-Lohntransparenzrichtlinie gefordert. Nur durch mehr Transparenz in den Unternehmen können die bestehenden Lohnunterschiede letztlich abgeschafft werden.
In Kärnten zeigt sich, wie bedeutend diese Veränderungen sind: Ein Pay Gap von über 13 Prozent ist alarmierend. Es bleibt abzuwarten, ob die gesetzten Maßnahmen und Forderungen Wirkung zeigen werden, um die bestehende Ungleichheit zu beseitigen, wie www.meinbezirk.at berichtet.