In der Molkereigenossenschaft Kärntnermilch gibt es derzeit Spannungen, die auf eine mögliche Abwanderung von Mitgliedern hindeuten. Eine Gruppe von 15 bis 20 Milchbauern, die allesamt große Vollerwerbsbetriebe betreiben, fordert eine besondere Vergütung für ihre Milch. Diese Bauern haben erhebliche Summen in moderne Laufställe investiert, um die Tierhaltung zu verbessern und sehen sich daher in einer anderen Position im Vergleich zu anderen Milchlieferanten. Die gefährdete Genossenschaft könnte bei einem Wechsel zu ihrem Mitbewerber, der Berglandmilch, mehrere Millionen Liter Milch verlieren.
Der aktuelle Milchpreis wird von der Kärntnermilch für alle 980 Lieferanten einheitlich festgelegt, doch die aufkeimende Unzufriedenheit könnte diese Praxis auf den Kopf stellen. Laut Schätzungen könnte ein Verlust von bis zu zehn Prozent der Anlieferungsmenge von insgesamt 116 Millionen Kilogramm Rohmilch bevorstehen. Zukünftige Gespräche sollen mehr Klarheit über diese Situation bringen. Der Präsident von Kärntnermilch, Albert Petschar, bleibt optimistisch und sagt: „Wir haben vor unseren jährlichen Sprengelversammlungen Mitte November ein Treffen in Spittal vereinbart. Dann reden wir.“
Neue Herausforderungen und Potenziale
Die Diskussion über die Milchpreise wird komplizierter durch die Bestrebungen der Kärntnermilch, ein Tierwohl-Bonus sowie weitere Zuschläge für bestimmte Lieferanten einzuführen. Petschar erklärte, dass es „Bestimmungen geben muss, die für alle gelten und nicht nur für wenige“. Der Aufmerksamkeit auf die Tierhaltung folgend, hat die Berglandmilch seit 2018 bereits ein Bonifikationssystem, das verschiedene Haltungsformen berücksichtigt, und glaubt, dass differenzierte Auszahlungen nicht gegen das Genossenschaftsprinzip verstoßen.
Die Mitgliedschaft bei der Berglandmilch hat ihre eigenen Vorteile, darunter eine Vielzahl von Produkten, die von Milch für Exportmärkte bis hin zu speziellen Milchprodukten reichen. Dabei bleibt die Frage im Raum, ob die Berglandmilch tatsächlich bessere Preise zahlt. Laut Petschar lag Kärntnermilch in diesem Jahr nur knapp hinter dem Preis von Berglandmilch. „Aktuell liegt der durchschnittliche Netto-Milchpreis bei 50 Cent pro Kilo“, resümiert er.
Die Situation ist angespannt, und während alle Beteiligten auf den bevorstehenden Dialog hoffen, bleibt abzuwarten, ob sich die Maxime des gemeinschaftlichen und solidarischen Denkens in der Molkereigenossenschaft bewähren kann oder ob die verbleibenden Mitglieder dem Druck standhalten können, der aus den voranschreitenden Veränderungen resultiert.