Die Vorfreude ist greifbar, wenn man mit der Kärntner Para-Dressurreiterin Julia Sciancalepore spricht, die sich auf ihre dritte Teilnahme an den Paralympics vorbereitet. Am 3. September wird sie im Einzel an den Start gehen, gefolgt vom Teamwettbewerb am 6. September in Paris. Sciancalepore hat sich nicht nur wie eine Athletin etabliert; sie hat auch eine tiefere Verbindung zu ihrem Pferd Heinrich IV, mit dem sie um Medaillen kämpfen möchte.
„Paris hat es mir angetan, die Vorfreude ist riesig“, äußert sich die 28-Jährige begeistert über die Atmosphäre der Stadt. Sie ist bereits vor Ort und konnte die ersten Eindrücke der Spiele genießen. Für Sciancalepore, die aus Villach stammt, ist dies nicht nur ein Wettkampf, sondern auch eine Möglichkeit, sich mit anderen Sportlern auszutauschen und neue Erfahrungen zu sammeln. Es ist offensichtlich, dass sie die positive Energie, die die Stadt und ihre Menschen ausstrahlen, sehr schätzt.
Die Vorbereitung auf die Wettkämpfe
Julia Sciancalepore, bereits als Routinier in der Reit-Szene bekannt, hat sich ausgiebig auf diese Spiele vorbereitet. „Ich habe überall meine Spione“, schmunzelt sie und verweist auf die zahlreichen Informationen, die sie gesammelt hat, um sich strategisch auf ihre Wettkämpfe vorzubereiten. Diese Informationen sind nicht nur für ihr sportliches, sondern auch für ihr mentales Training von Bedeutung. Ihrer Meinung nach ist diese Vorbereitung der Schlüssel zum Erfolg.
In den letzten Monaten zeigte sich eine bemerkenswerte Leistungssteigerung sowohl bei ihr als auch bei Heinrich IV, ihrem treuen Partner im Parcours. Mit klaren Zielen vor Augen strebt sie eine Top-5-Platzierung an und sieht eine Medaille als ihren maximalen Traum an. Trotz des unglücklichen Ausfalls ihrer Teamkollegin Valentina Strobl zeigt sie sich optimistisch: „Mit Pepo Puch und Thomas Haller sind wir gut aufgestellt. Natürlich wird uns Valentina sehr abgehen, aber die Stimmung innerhalb des Teams ist positiv.“
Eine inspirierende Geschichte
Julias Weg zur Dressurreiterin war alles andere als gewöhnlich. Bei ihrer Geburt kam es zu schweren Komplikationen, die sowohl sie als auch ihre Mutter in Lebensgefahr brachten. Die darauf folgenden 45 Minuten ohne Sauerstoff führten bei Julia zu einer Zerebralparese mit Ataxie. Doch anstatt von diesen Herausforderungen eingeengt zu werden, fand sie im Alter von dreieinhalb Jahren durch die Hippotherapie, einer Therapieform, die Physiotherapie mit dem Reiten kombiniert, eine neue Leidenschaft.
Was als Therapie begann, entwickelte sich schnell zu einem Lebensziel. Seit 2015 ist Julia Sciancalepore auf internationalen Meisterschaften aktiv und hat sich als zuverlässige Größe im Para-Dressursport etabliert. Ihre herausragendsten Leistungen umfassen den 7. Platz bei den Paralympics 2020 und Finalteilnahmen bei diversen Welt- und Europameisterschaften sowie einen Vize-Staatsmeistertitel. Ihre Geschichte ist nicht nur ein Beispiel für Durchhaltevermögen, sondern auch für die Macht, die der Sport hat, das Leben zu verändern.