Vor genau 100 Jahren begann eine spannende Reise für das Radio in Kärnten. Der Kärntner Radioclub wurde gegründet, um verschiedene Clubs zusammenzuführen und gemeinsam zu einem stärkeren Medium zu wachsen. Im Jahr 1924 gab es bereits Überlegungen für eine eigene Sendestation in Klagenfurt. Wie Heidi Rogy vom Geschichtsverein für Kärnten berichtet, war die Radio-Verkehrs AG (RAVAG) der Ansicht, dass mindestens 3.000 Hörer nötig seien, um eine Sendestation in Klagenfurt zu errichten. Stadt und Land Kärnten haben sich schließlich bereit erklärt, die RAVAG beim Bau des Senders zu unterstützen.
Nachdem die ersten Schritte unternommen wurden, begann 1926 der Bau eines Radiosenders in Klagenfurt. Die Mittel für die Renovierung eines ehemaligen Stallgebäudes in der Goess-Kaserne wurden zu gleichen Teilen von der Stadt und dem Land bereitgestellt. Zunächst war das Studio eher klein, da von der RAVAG keine großen Eigenproduktionen geplant waren. Der Sender wurde hauptsächlich für die bessere Übertragung des Wiener Programms in Kärnten konzipiert.
Erste Ausstrahlung und der Wunsch nach Regionalität
Im November 1926 wurden die ersten Probeausstrahlungen durchgeführt, und am 12. Februar 1927 ging der Sender Klagenfurt offiziell in den Betrieb. Das Publikum war begeistert von der neuen Technologie, die nun auch in Kärnten zur Verfügung stand. Heidi Rogy erklärt, dass der Wunsch nach mehr regionalen Inhalten bis in die 1930er Jahre bestand. Doch die RAVAG kam diesem Drang nur begrenzt nach, was die Hörer nicht immer erfreute.
In schwierigen Zeiten, wie bei technischen Problemen in Wien, konnte der Klagenfurt-Sender kurzfristig Eigenproduktionen senden. 1929 erhielt der Sender die Erlaubnis, Kärntner Radiovorträge zu produzieren. Diese wurden in der Regel montags am frühen Abend ausgestrahlt und erfreuten sich großer Beliebtheit.
Die Auswirkungen der politischen Veränderungen
Der Drang nach mehr regionaler Sendezeit blieb ein zentrales Anliegen der Kärntner. Um den Fremdenverkehr zu fördern, sollten Berichte über die Region auch überregional ausgestrahlt werden. 1934 bekam der Sender Klagenfurt erstmals die Möglichkeit, Sendungen zu produzieren, die auch von anderen Sendern übernommen wurden. Gerade als der Sender in vollem Schwung war und 1936 bereits 72 eigene Sendungen produzierte, kam 1938 der Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich und mit ihm ein abruptes Ende der Eigenproduktionen in Kärnten.
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen britische Truppen am 8. Mai 1945 die Kontrolle über den Sender Klagenfurt, und die erste Sendung über die Sendergruppe Alpenland wurde ausgestrahlt. In der Folge wurde ein ehemaliger Luftschutzstollen am Kreuzbergl zur Produktionsstätte umgebaut. Diese Entwicklungen machten den Weg für eine neue Ära des Rundfunks in Kärnten frei.
Der endgültige Aufbau der Landesstudios, die nun für die Rundfunkübertragungen verantwortlich waren, erfolgte fast ein Jahrzehnt nach dem Krieg, 1954. Mit der Übernahme der Sendergruppe Alpenland durch den ORF begann ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Kärntner Rundfunks. 1967 wurden diese Landesstudios rechtlich verankert, und seither produzieren sie die Sendungen des jeweiligen Ö2-Senders. Zusammen mit dem Radio AGORA hat das Landesstudio Kärnten eine bedeutende Rolle in der regionalen Medienlandschaft eingenommen.
In den letzten 100 Jahren hat sich das Radio in Kärnten also nicht nur technologisch, sondern auch kulturell stetig weiterentwickelt, und es bleibt spannend zu beobachten, wie sich das Medium in Zukunft anpassen wird.