In Kärnten, ganz im Süden Österreichs, zeigt eine kürzlich veröffentlichte Studie von „Vergissmeinnicht – Die Initiative für das gute Testament,“ dass viele Menschen in Bezug auf das Thema Erbschaft und Testamente gut informiert sein müssen. Die Umfrage, die in Zusammenarbeit mit der österreichischen Notariatskammer durchgeführt wurde, hat ergeben, dass fast 60 Prozent der Bevölkerung in Österreich sich schlecht über das Erbrecht informiert fühlt. Besonders alarmierend ist, dass weniger als ein Drittel der über 40-Jährigen ein Testament verfasst hat. Im Vergleich dazu sind die Kärntner jedoch besser vorbereitet: 40 Prozent der Befragten haben bereits vorgesorgt.
Ein starker Hinweis auf die Unkenntnis ist, dass nur einer von fünf Kärntnern kommt mit dem Wissen um das seit 2017 bestehende außergewöhnliche Erbrecht für Lebenspartner. Diese Information ist entscheidend, denn viele Testamente sind oft inhaltlich fehlerhaft oder entsprechen nicht den gesetzlichen Vorgaben. Dies führt dazu, dass der letzte Wille der Verstorbenen nicht umgesetzt werden kann, wie Markus Aichelburg, der Leiter der Initiative, feststellt.
Die Motive für ein Testament
Warum schließen die Menschen in Kärnten überhaupt ein Testament ab? Die Studie zeigt, dass solche Entscheidungen oft durch besondere Lebensereignisse ausgelöst werden. Für 59 Prozent der Befragten ist das Erreichen eines bestimmten Alters der Hauptantrieb, ein Testament aufzusetzen. Weitere Gründe sind unter anderem gesundheitliche Probleme oder der Erwerb eines Eigenheims, wobei 27 beziehungsweise 21 Prozent dies angeben. In diesem Zusammenhang rät Notarin Katharina Haiden-Fill dazu, mindestens ein kostenloses Erstgespräch bei einem Notar in Anspruch zu nehmen, um Fragen rund um das Thema Erbe zu klären.
Zusätzlich verändert sich auch die Einstellung der Menschen zu ihrem Vermögen nach dem Tod. Immer mehr Kärntner zeigen Interesse daran, auch gemeinnützigen Zwecken etwas zu hinterlassen. In der Altersgruppe über 40 Jahren hat sich die Zahl derjenigen, die sich vorstellen können, ihr gesamtes Vermögen zu spenden, von 8 Prozent im Jahr 2018 auf 16 Prozent in diesem Jahr verdoppelt. Bei Teilvermächtnissen liegt die Bereitschaft sogar bei 22 Prozent. Das zeigt, dass insbesondere kinderlose und alleinstehende Personen häufig Teil ihres Vermögens für gute Zwecke hinterlassen.
Beliebte Spendenzwecke und der gesellschaftliche Blick
In Kärnten sind unter den Spendenbereichen Umweltschutz sowie Gesundheit, Pflege und Soziales die beliebtesten Themen, die jeweils 43 Prozent der Stifter anziehen. Entwicklungszusammenarbeit und Katastrophenhilfe folgen auf dem Fuße mit 34 Prozent. Diese Statistik macht deutlich, dass Kärnten in dieser Hinsicht führend ist.
Es stellt sich außerdem die interessantere Frage, was mit den Erbschaften passiert, die allmählich an Bedeutung gewinnen. In Österreich stammen bereits 10 Prozent der Spendeneuros aus Testamenten, und laut Prognosen wird sich die jährlich vererbte Summe bis 2050 auf fast 41 Milliarden Euro verdoppeln. Dies bedeutet, dass gemeinnützige Organisationen nicht nur bestehende Projekte unterstützen, sondern auch neue Hilfsangebote ins Leben rufen können.
Eine besondere Anmerkung macht Astrid Körner, Pfarrerin und Vorstandsvorsitzende von Diakonie de la Tour: „Es ist immer ein ganz besonderes Geschenk, wenn Menschen uns in ihrem Testament bedenken. Wir sind dankbar für das Vertrauen, das Zutrauen und die Zuversicht, die uns Erblasser über ihren Tod hinaus in Auftrag mitgeben, um Menschen in Not zu unterstützen.“
Es ist zu beachten, dass der demografische Wandel in Richtung kinderloser Haushalte auch die Diskussion über Testamente beeinflusst. Angesichts der Tatsache, dass zwischen 2017 und 2019 über 22 Millionen Euro an den Staat gingen, bleibt die Frage, was nach dem Tod mit dem Vermögen passieren soll, für viele ein wichtiges Thema.
Eine interessante Entwicklung zeichnet sich ab, da immer mehr Menschen über ihr Erbe nachdenken und aktiv Maßnahmen ergreifen, um sicherzustellen, dass ihr Vermögen gemäß ihren Wünschen verteilt wird. Wer dies nicht tut, lässt es im schlimmsten Fall beim Staat. Ob jemand also sein Vermögen an Verwandte oder an gute Zwecke hinterlassen möchte, das bleibt eine individuelle Entscheidung, die zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Details zu diesen Erhebungen und Trends finden sich in einem Bericht auf www.meinbezirk.at.