In Osttirol wird gegenwärtig nicht nur über Chancengleichheit gesprochen, sondern sie wird auch kreativ umgesetzt. Die Bürger konnten im Rahmen eines innovativen Kunstprojekts für drei ausgewählte Kunstwerke stimmen, die im kommenden Herbst in der Region plakatiert werden sollen. Das erklärte Mirjam Reith, die Projektleiterin des Regionsmanagements Osttirol, im Rahmen des Projekts.
Die Ausstellung fand zwischen dem 11. und 25. September auf dem Hauptplatz in Lienz statt. Die Menschen hatten die Möglichkeit, ihre Stimmen digital abzugeben. Mithilfe von QR-Codes auf der Kampagnenwebsite #machkeinenUnterschied konnten die Besucher ihre Lieblingskunstwerke auswählen. Die drei am häufigsten gewählten Werke wurden von Stina Ganeider, Heidi Kofler und Angerer geschaffen. Jedes dieser Werke beleuchtet unterschiedliche Aspekte der Chancengleichheit.
Künstlerische Reflexionen über gesellschaftliche Themen
Stina Ganeider beschäftigt sich in ihrem Kunstwerk mit der Doppelmoral in der Gesellschaft, insbesondere wenn es um die Körperfreiheit von Männern und Frauen geht. Sie hinterfragt die stärkere Sexualisierung der weiblichen Brust im Vergleich zur männlichen und regt damit zur Reflexion über bestehende Geschlechterstereotype an. Als besonders provokant gilt das Werk von Heidi Kofler, das die Schuldzuweisungen gegenüber Frauen aufgrund ihrer Kleidung thematisiert. Mit der Schrift „Rape came before mini skirts“ wird auf eindringliche Weise klargemacht, dass sexuelle Gewalt ein tief verwurzeltes gesellschaftliches Problem ist, das nicht von der Bekleidung abhängt.
Auch Angerer arbeitet mit Metaphern: Sein Kunstwerk verwendet die bildhafte Sprache einer Raupe, die sich in einen Schmetterling verwandelt, um den oft schmerzhaften Prozess der Geschlechtsidentität und die Herausforderungen der Transsexualität darzustellen. Es zeigt das Empfinden, im falschen Körper zu leben, während man ahnungslos auf die Möglichkeit seiner eigenen Transformation wartet.
Insgesamt nahmen 16 kreative Teilnehmer an diesem Wettbewerb teil, die sich mutig mit drängenden sozialen Fragen auseinandersetzten. Natalie Istenich, eine Lehrerin am BORG, die die Schüler seit April begleitet, hebt hervor, wie sich die Teilnehmer in ihren kreativen Talenten weiterentwickelt und intensiv mit den gesellschaftlichen Themen beschäftigt haben.
Ankündigung des Gewinners
Wer von diesen drei Kunstwerken die meisten Stimmen erhalten hat, wird beim Adventkalender am Rathaus von Lienz bekanntgegeben. Im Dezember verwandeln die 24 Fenster der Liebburg sich in großformatige Kalenderbilder. Der Round Table 22 plant, eines der Fenster für das Gewinner-Kunstwerk des Projektes Chancengleichheit zu reservieren und damit einen bleibenden Eindruck in der Region zu hinterlassen.
Das Kunstprojekt ist Teil des größeren LEADER-Projekts „Gleichstellungskoordination Osttirol“, das in Zusammenarbeit mit mehreren Organisationen, darunter AufBauWerk, Mannsbilder, das Frauenzentrum Osttirol, das FrauenBerufsZentrum und das Lernzentrum der UMIT TIROL, ins Leben gerufen wurde.
Diese Aktion verdeutlicht, wie durch Kunst neue Perspektiven eröffnet werden können und wie die Gemeinschaft in Osttirol aktiv in wichtige gesellschaftliche Diskussionen eingebunden wird. In einem digitalen Zeitalter, in dem Meinungen oft anonym abgegeben werden können, stellt dieses Projekt eine wertvolle Gelegenheit dar, aktiv am kulturellen Leben und an der gesellschaftlichen Diskussion teilzunehmen. Weitere Informationen über die Hintergründe und das Projekt finden sich in einem Artikel auf www.kleinezeitung.at.