In der kommenden Ausstellung in Lienz dreht sich alles um den renommierten Maler Albin Egger-Lienz, dessen Werke unter Liebhabern ein internationales Interesse hervorrufen. Von New York bis Tokio kommen Sammler und Kunstinteressierte, um seine einzigartige Kunst zu sehen. Eine Million Euro kann ein einziges seiner Bilder erzielen, was seinen Status als einen der bedeutendsten österreichischen Expressionisten unterstreicht. Die Ausstellung wird in der Dolomitenbank stattfinden und am 8. September kommenden Jahres eröffnet, genau 100 Jahre nach der feierlichen Einweihung der Kriegergedächtniskapelle bei der Pfarrkirche St. Andrä in Lienz.
Der Nußdorfer Kunstsammler und Sachverständige Erich Mair leitet die Vorbereitungen für diese bedeutende Veranstaltung. Sein Ziel ist es, das Interesse an Egger-Lienz und den weiteren Künstlern, deren Werke in der Ausstellung zu sehen sein werden, weltweit zu wecken. Die Ausstellung umfasst nicht nur 30 Gemälde von Egger-Lienz, sondern auch Werke von Franz von Defregger, Hugo Engl, Karl Untergasser sowie Josef Manfreda. Viele dieser Bilder haben bisher nicht das Licht der Öffentlichkeit erblickt, was die Vorfreude auf die Eröffnung weiter steigert.
Der historische Kontext der Kriegergedächtniskapelle
Am 8. September 1925 wurde die Kriegergedächtniskapelle feierlich eröffnet, begleitet von einer riesigen Menge von 10.000 Menschen, darunter auch der Bundespräsident. Albin Egger-Lienz war der Schöpfer der inneren Gemälde, welche die Kapelle bis heute prägen. Der Maler verstarb zwei Jahre nach der Einweihung, und der Wunsch, in der Kapelle beigesetzt zu werden, wurde zunächst nicht erfüllt. Mit einem Gemeinderatsbeschluss wurde Egger-Lienz schließlich in seine eigene Schöpfung überführt. Diese Zeremonie fand jedoch fern von öffentlicher Aufmerksamkeit statt, was zusätzliche Spannung um seine Kunstwerke und deren Bedeutung erzeugte.
Die Aufregung rund um Egger-Lienz war in vielerlei Hinsicht gerechtfertigt. Seine Darstellung des Auferstandenen, die einen kriegsgeplagten Körper zeigt, stieß auf vorherrschendes Unverständnis und Kritik, nicht nur bei seinen Zeitgenossen, sondern auch in den Reihen hochrangiger Kleriker. Diese Kunst war nicht einfach nur ästhetisch, sondern stellte auch gesellschaftliche Normen und Glaubensauffassungen in Frage. Der Vatikan reagierte auf diese provozierende Bildsprache mit einem Interdikt, das die kirchliche Nutzung der Kapelle verbot, solange das Bild des Auferstandenen eine erniedrigende Figur darstellt.
Dauerhafte Konsequenzen und zukünftige Aspirations
Interessanterweise wurde das Verbot erst 1983, viele Jahre nach Eggers Tod, aufgehoben, was die Komplexität und den Einfluss seines Werkes auf die religiöse und kulturelle Landschaft in Österreich verdeutlicht. Diese Geschichte ist nicht nur eine Auseinandersetzung mit der Kunst, sondern auch ein spannendes Kapitel über gesellschaftliche und religiöse Spannungen. Die bevorstehende Ausstellung steht daher im Kontext dieses historischen Dramas und könnte den Blick auf Eggers Werk und seinen Einfluss auf die zeitgenössische Kunstszene wiederbeleben.
Das Engagement von Erich Mair wird auch in den Vorbereitungsmaßnahmen sichtbar. Er plant Veröffentlichungen in Kunstzeitschriften und eine 45-minütige Dokumentation durch den ORF, um sicherzustellen, dass die Ausstellung auch international Fuß fasst. Der Kunstsammler ist fest davon überzeugt, dass die Werke von Albin Egger-Lienz und anderen bedeutenden Künstlern Osttirol und Österreich ins Zentrum der weltweiten Kunstszene rücken werden. Für viele Kunstliebhaber wird dies eine einmalige Gelegenheit sein, Werke zu sehen, die lange Zeit in Privatbesitz waren.
Aber nicht nur Egger-Lienz wird thematisiert. Auch Karl Untergasser wird in der Ausstellung vertreten sein. Ein lange vermisstes Gemälde von ihm wird erstmals gezeigt, was zusätzliche Neugier weckt. Die Frage bleibt, ob Untergasser beabsichtigte, Eggers Bildnis zu verspotten oder ob er kritisch auf den Spott der Gesellschaft über diese Darstellung reagierte. Diese vielschichtige Kunstgeschichte wird sicherlich Raum für Diskussionen bieten.
Die Ausstellung und die damit verbundene Diskussion über die Bedeutung der Kunstwerke, die mit der Kriegergedächtniskapelle und den Künstlern verbunden sind, wird für viele einen lebenslangen Eindruck hinterlassen. Ein gewichtiges Erbe, das bis heute fortwirkt und neue Generationen von Kunstliebhabern anzieht.