Hawala-Skandal in Wien: Brüder und Zweitfrau vor Gericht!

Im Prozess in Wien stehen ein syrisches Trio wegen des betriebenen Hawala-Systems zur Geldwäsche für Schleppergelder vor Gericht.
Im Prozess in Wien stehen ein syrisches Trio wegen des betriebenen Hawala-Systems zur Geldwäsche für Schleppergelder vor Gericht. (Symbolbild/DNAT)

Wien-Ottakring, Österreich - Am 6. Juni 2025 hat der Prozess um das größte Hawala-Büro in Österreich begonnen, bei dem ein syrisches Trio angeklagt ist. Dieses betrieben ein Lokal in Wien-Ottakring und verdiente dabei vor allem durch das Hawala-Zahlungssystem, das für seine Informalität und Vertrauensbasis bekannt ist. Die Angeklagten, zwei Brüder und die Zweitfrau des älteren Bruders, stehen im Verdacht, für die Abwicklung von Zahlungen für hunderte Schlepper-Fahrten zwischen August 2021 und März 2024 verantwortlich zu sein. Der 41-jährige Angeklagte gilt als „Chef“ des Lokals, während sein jüngerer Bruder und die 45-jährige Zweitfrau als seine „rechte Hand“ fungieren.

Im ersten Quartal des Vorjahrs transportierten Geldkuriere laut Informationen der Ermittlungsbehörden mehrere Millionen Euro Bargeld bei insgesamt 21 Fahrten. Ein Teil des transportierten Geldes wurde im Wohnhaus der 45-Jährigen in Wien-Floridsdorf gelagert. Trotz der Schwere der Vorwürfe bekennen sich die Angeklagten nicht schuldig zur Schlepperei. Der Verteidiger hat betont, dass die Staatsanwaltschaft in Wirklichkeit das Hawala-System bekämpfen wolle, was die Hintergründe des Falls weiter kompliziert.

Das Hawala-System: Hintergrund und Funktionsweise

Das Hawala-System, das auf arabisch „Überweisung“ bedeutet, existiert seit dem Jahr 750 im Abbasiden-Kalifat. Es funktioniert auf Basis von Vertrauen und gegenseitiger Unterstützung ohne unmittelbare Geldtransaktionen und ohne offizielle staatliche Zulassung. Ein Zahler übergibt Bargeld an einen Hawaladar, der dann einen anderen Hawaladar am Zielort informiert. Der Empfänger erhält den Geldbetrag in bar in seiner Landeswährung, während kein direkter Geldfluss zwischen den Hawaladaren stattfindet. Dieses Verfahren ermöglicht es, große Geldsummen schnell und problemlos zu transferieren, was sowohl für legale als auch illegale Zwecke genutzt werden kann, wie unter anderem für Geldwäsche und die Finanzierung von Terrorismus.

Laut Schätzungen der Weltbank werden jährlich etwa 200 Milliarden US-Dollar durch Hawala-Netzwerke transferiert. Insbesondere in Regionen, wo traditionelle Bankensysteme fehlen, wird Hawala häufig als alternative Methode verwendet. Die Welthungerhilfe hat in der Vergangenheit dieses System genutzt, um Millionen Menschen in Krisensituationen zu unterstützen, da es schneller als herkömmliche Banküberweisungen funktioniert. Dies verdeutlicht die doppelte Rolle, die Hawala in der Gesellschaft spielt – als Mittel zur Unterstützung sowie als potenzielles Werkzeug für kriminelle Aktivitäten.

Rechtliche Herausforderungen und illegale Nutzung

Die Nutzung von Hawala ist in der EU reguliert und erfordert eine entsprechende Lizenz, was die Aktivitäten solcher Systeme zu unerlaubten Finanztransfers macht. Da Hawala oft „beleglos, kontolos und banklos“ arbeitet, bleibt die Dokumentation von Geldflüssen und Transfers aus. Dies erschwert die Aufdeckung krimineller Machenschaften erheblich. Regierungsbehörden und Organisationen wie die BaFin haben daher ermittelt, dass Hawala-Systeme häufig mit Geldwäsche, Terrorismusfinanzierung und Steuerhinterziehung in Verbindung gebracht werden.

Die BaFin sowie das Bundeskriminalamt haben Strategien entwickelt, um die illegalen Finanztransfers einzuschränken, jedoch bleibt das Hawala-System aufgrund seiner Natur und der verschiedenen Netzwerke, die weltweit aktiv sind, eine Herausforderung. Während der Prozess um das syrische Trio vor Gericht weitergeht, wird die Aufmerksamkeit auf das Spannungsfeld zwischen der Nützlichkeit von Hawala für humanitäre Zwecke und seiner bedenklichen Nutzung für kriminelle Handlungen gelenkt.

In Anbetracht dieser Entwicklungen bleibt die Unschuldsvermutung für die Angeklagten bestehen, während die juristischen und finanziellen Implikationen ihrer Vorwürfe sowie die Funktionsweise des Hawala-Systems weiterhin intensiv diskutiert werden.

Die Hintergründe und aktuellen Vorfälle rund um das Hawala-System unterstreichen die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung, um die Balance zwischen rechtlichen Vorgaben und humanitären Bedürfnissen zu finden. 5min.at berichtet, dass die Prozesse um solche Finanzsysteme nicht alleine die Täter, sondern auch die Mechanismen des Geldtransfers selbst in den Fokus nehmen müssen. Währenddessen beleuchtet Tagesschau.de die weitreichenden kriminellen Verstrickungen, die mit deren Nutzung verbunden sind. Eine tiefergehende Analyse von BaFin zeigt zudem, wie unregulierte Geldtransfers ein ernsthaftes Risiko für die nationale und internationale Sicherheit darstellen können.

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Ort Wien-Ottakring, Österreich
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