
Österreichs Gletscher stehen vor einer dramatischen Wende. Laut dem Gletscherbericht des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) erlebten die Gletscher im Jahr 2023/2024 einen alarmierenden Rückgang. Besonders der Sexegertenferner in den Ötztaler Alpen fiel mit einem Minus von 227,5 Metern auf - ein erschreckender Rekord. Gerhard Lieb vom ÖAV-Gletschermessdienst beschrieb die Situation als „massive Phase des Zerfalls“. Die durchschnittlichen Rückzüge der Gletscher betrugen in diesem Jahr 24,1 Meter, was die drittstärksten Rückgänge in der 134-jährigen Geschichte der Messungen darstellt. Besonders hohe Temperaturen und wenig Niederschlag trugen zur Schmelze bei, was auch für die folgenden Jahre düstere Prognosen verspricht, wie Andreas Kellerer-Pirklbauer erklärte. „In 40 bis 50 Jahren werden die meisten Gletscher in Österreich Geschichte sein“, ergänzte er während einer Pressekonferenz in Innsbruck.
Wissenschaftliche Erhebungen und ihre Auswirkungen
Die Situation am Kitzsteinhorn ist ebenso besorgniserregend. Forschungsanalysen zeigen, dass das Gletschergebiet jährlich bis zu einem Meter Eismasse verliert. Die neueste Technik, die Radarsysteme mit Drohnen kombiniert, ermöglicht präzisere Messungen der Eisdicke und hilft, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Alpen besser zu verstehen. Geomorphologe Ingo Hartmeyer betont, wie wichtig die Kenntnis des Eisverlusts für die Zukunft des Tourismus und die Energieversorgung ist. Angesichts des dramatischen Eisrückgangs stellen sich auch Fragen zur Besiedelung neu eisfreier Flächen durch Flora und Fauna und zu den Risiken, die dabei durch mögliche Felsstürze entstehen können.
Zusammenfassend verdeutlicht die Forschung die negative Dynamik, die mit den steigenden Temperaturen und dem Rückzug der Gletscher verbunden ist. Der ÖAV fordert daher, den Ausbau von Gletscherskigebieten zu stoppen und den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Das Jahr 2025 wurde von den Vereinten Nationen zum „Internationalen Jahr zum Schutz der Gletscher“ ausgerufen, um auf ihre Bedeutung für die Süßwasserbereitstellung aufmerksam zu machen. Trotz der besorgniserregenden Entwicklungen ist die Trinkwasserversorgung in Österreich jedoch nicht primär von den Gletschern abhängig, wie Gerhard Lieb anmerkt. Dies unterstreicht die Notwendigkeit, den Zustand der Gletscher als Indikator für den Klimawandel ernst zu nehmen, wie schon früher auch bei salzburg24.at diskutiert.
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