Glaubenswandel in der Kirche: Theologe Seewald fordert mehr Offenheit!

Münster, Deutschland - Der Theologe Michael Seewald hat die katholische Kirche aufgerufen, ihre Ansprüche zu hinterfragen und mehr Unsicherheit in Bezug auf den Glauben zuzulassen. In einem aufschlussreichen Interview mit der Wochenzeitung Die Zeit, betonte Seewald, dass viele Katholiken nicht an grundlegende Glaubensüberzeugungen wie die Jungfrauengeburt oder die leibliche Auferstehung des Christus glauben, was ihn jedoch nicht beunruhige. Er kritisierte die Kirche für ihre überzogene Sicherheit in dogmatischen Fragen und erklärte, dass der Glaube eine zutiefst persönliche Angelegenheit sei, die nicht in starre Normen gepresst werden könne.

Seewald hinterfragt die dogmatische Lehrmeinung der Kirche, insbesondere in Bezug auf das Frauenbild und den Wandel in der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Er stellt fest, dass die Kirche oft den Eindruck erweckt, stets unveränderlich zu sein, während es hinter den Kulissen sehr wohl Veränderungen gibt. Beispielsweise habe die Glaubenskongregation 2021 erklärt, dass die Kirche keine Vollmacht habe, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen, nur um 2023 die eigene Position zu relativieren und diese Vollmacht doch in Anspruch zu nehmen. „Die Fassade bleibt stehen, hinter den Kulissen wird jedoch kräftig umgebaut,“ so Seewald. Dieser Wandel, sagte er, geschieht jedoch nicht immer transparent und offen.

Seewald fordert einen offenen Diskurs über den Glauben, der die Vielfalt und Differenzierung innerhalb der Kirche anerkennt. Er sieht ähnliche Muster in der Geschichte der Glaubenslehre und vertritt die Ansicht, dass die Fähigkeit zur Innovation und zur Reflexion über grundlegende Glaubensfragen für die Zukunft der katholischen Kirche entscheidend ist. Das bedeutet, dass nicht nur an den traditionellen Überzeugungen festgehalten werden sollte, sondern auch neue Perspektiven und Denkansätze in Betracht gezogen werden müssen, um mit den sich verändernden gesellschaftlichen Normen Schritt zu halten, wie er in seinem Gespräch mit Kathpress ausführt.

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Ort Münster, Deutschland
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