
Immer mehr Kinder in Österreich erhalten im Durchschnitt mit neun Jahren ihr erstes Smartphone. Die Entscheidung für ein solches Gerät wird häufig von Sicherheitsbedenken und der Erreichbarkeit des Kindes auf dem Schulweg beeinflusst. Laut Günter Lischka, dem Vorstand des Mobilfunk-Anbieters "Drei", besitzen nahezu alle 14-Jährigen ein Smartphone. Diese Entwicklung lässt die Sorgen vieler Eltern wachsen, die sich um die exzessive Nutzung und ungeeignete Inhalte sorgen. Eine aktuelle Umfrage unter mehr als 1.000 Eltern von Acht- bis 14-Jährigen zeigt, dass 73% der Eltern Gefahren durch Themen wie Gewalt, Pornografie und Fake News befürchten. Zudem äußern 65% Bedenken bezüglich Mobbing und dem Missbrauch der Privatsphäre, während 55% sich um Abo- und In-App-Käufe sorgen, die Kinder in finanzielle Schwierigkeiten bringen können. Dennoch sind viele Eltern aktiv damit beschäftigt, Vorkehrungen gegen übermäßige Nutzung und problematische Inhalte zu treffen.
Die Umfrageergebnisse verdeutlichen das Engagement der Eltern: 51% schränken die Bildschirmzeiten oder App-Nutzungen ihrer Kinder ein, 43% passen die Einstellungen zum Schutz persönlicher Daten an und 27% kontrollieren aktiv Browserverläufe und Chats. Rund 70% der Eltern sind zudem der Meinung, dass technische Schutzeinrichtungen ungeeignete Inhalte blockieren sollten. Dies wird durch die Initiative "Safe!" von "Drei" untermauert, die darauf abzielt, Kindern einen sicheren Zugang zur digitalen Welt zu ermöglichen. Ein neues Service namens "Kinder- & Jugendschutz Go" unterstützt Eltern dabei, wesentliche Einstellungen für Kinder-Accounts vorzunehmen und Inhalte zu blockieren. Umfassende Kooperationen, wie mit dem Start-up "Ohana" zur Entwicklung einer Kindersicherungs-App, zeigen den Schritt hin zu besseren Sicherheitsmaßnahmen.
Angst vor negativer Mediennutzung
Das Handyverbot in österreichischen Schulen hebt die Ängste der Eltern weiter hervor, die sich gleichzeitig um den Schutz ihrer Kinder vor unangebrachten Inhalten, Mobbing und Handysucht kümmern müssen. Laut einer Pressekonferenz mit Christian Orgler (CEO von Ohana), Julia Dier (Psychotherapeutin), und Günter Lischka wird deutlich, dass viele Eltern sich überfordert fühlen mit den nötigen Sicherheitsvorkehrungen. Gleichzeitig ist die Erreichbarkeit des Kindes von großer Bedeutung: 67% der Eltern geben die Sicherheit und Erreichbarkeit als Hauptgrund für den Kauf eines ersten Handys an. 62% nutzen Ortungsdienste, insbesondere auf dem Schulweg.
Die Sicherheit der Kinder im Netz bleibt eine der größte Sorgen der Eltern. Nutzungsbedingte Suchtgefahr wird von 77% als groß oder sehr groß eingestuft. Die erhöhte Bildschirmzeit und der Zugang zu sozialen Medien haben auch die Aufmerksamkeit von Experten auf sich gezogen. Eine Studie des Uni-Klinikums Hamburg Eppendorf hat festgestellt, dass über 25% der 10- bis 17-Jährigen soziale Medien problematisch nutzen, wobei etwa 5% als abhängig gelten. Die durchschnittliche Nutzung dieser Plattformen beträgt mittlerweile über 2,5 Stunden pro Wochentag, was eine halbe Stunde mehr als im Jahr 2019 ist.
Medienkompetenz im Fokus
Experten warnen vor den möglichen negativen Auswirkungen von sozialen Netzwerken, die Kreativität und persönliche Interaktionen beeinträchtigen können. Zu den häufig diskutierten Themen gehören die Manipulation durch Designs und das Belohnungssystem im Gehirn, die Nutzer dazu verführen, länger zu bleiben. Eine klare Regelung zur Mediennutzung wird empfohlen: Kinder unter 3 Jahren sollten keine Bildschirmzeit haben, während 3- bis 6-Jährige maximal 30 Minuten pro Tag nutzen sollten. Auch für Kinder im Alter von 6 bis 9 Jahren sind 45 Minuten die empfohlene Obergrenze.
Die WHO fordert mehr Investitionen in digitale Bildung und eine verbesserte psychische Gesundheitsversorgung. Ein zukunftsweisender Vorschlag ist die Einführung von Medienkompetenz als Schulfach, um Kindern den verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien zu vermitteln. Die Diskussion über den geeigneten Zeitpunkt für ein erstes Smartphone ist ebenfalls von Bedeutung, wobei Experten ein Alter von etwa 11 Jahren als angemessen ansehen. Soziale Netzwerke wie Instagram und TikTok setzen zudem ein Mindestalter von 13 Jahren voraus, um ihre Dienste nutzen zu dürfen.
Insgesamt bleibt festzuhalten, dass Eltern vor der Herausforderung stehen, ihre Kinder in einer zunehmend digitalen Welt zu begleiten, während sie gleichzeitig deren Sicherheit im Auge behalten müssen. Der Dialog zwischen Eltern und Kindern zu Themen wie Mediennutzung und Sicherheit ist unumgänglich.
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