
Sylvia Hofinger, Geschäftsführerin des Fachverbands der Chemischen Industrie Österreichs (FCIO), warnt eindringlich vor den alarmierenden Abhängigkeiten im Pharmasektor. In Anspielung auf die Energiekrise klingt ihre Botschaft klar: Die EU ist bei der Versorgung mit essenziellen Arzneimitteln in einer ähnlich kritischen Lage wie bei russischen Energiequellen. Laut Hofinger stammen mittlerweile 60-80 Prozent der pharmazeutischen Produkte aus Asien, insbesondere China, was im Falle von Lieferengpässen katastrophale Folgen haben könnte. Sie fordert eine Stärkung der lokalen Produktionskapazitäten, um dieser Gefährdung entgegenzuwirken, wie auch von ots.at berichtet.
Ein zentrales Thema ist der geplante Critical Medicines Act (CMA), der die Versorgungssicherheit mit wesentlichen Arzneimitteln stärken soll. Hofinger kritisiert jedoch, dass aktuelle Maßnahmen der EU, wie die Regelungen zur Behandlung von kommunalem Abwasser, den gegenteiligen Effekt haben könnten. Diese Vorschriften könnten die Kosten für Pharmaunternehmen in Österreich auf dreistellige Millionenbeträge jährlich steigen lassen, was wiederum niedrigpreisige Medikamente gefährden könnte. „Hier weiß anscheinend die rechte Hand nicht, was die linke tut“, so Hofinger, die die mangelnde Koordination zwischen verschiedenen Gesetzgebungen bemängelt. Die von ihr geforderte Überarbeitung der Vorgaben zur Arzneimittelversorgung soll sicherstellen, dass die Praktikabilität im Vordergrund steht, um unerwünschte Konsequenzen zu vermeiden, ergänzt fcio.at.
Die Kritiken und Forderungen von Hofinger sind nicht nur zeitgemäß, sondern reflektieren auch die Herausforderungen, die die Branche seit der Corona-Pandemie erfahren hat. Nach der Pandemie ist eine Diversifizierung der Lieferketten unabdingbar. Ein Zeichen für die Relevanz der chemisch-pharmazeutischen Industrie in Krisenzeiten, so Hofinger, darf nicht unterschätzt werden, da ihre Produkte entscheidend zur Bekämpfung globaler Herausforderungen beitragen, umso wichtiger ist eine robuste und verlässliche Versorgung. Die chemische Industrie fällt daher nicht nur in die Kategorie „systemrelevant“, sondern muss auch als der Schlüssel zu zukünftigen Gesundheitslösungen anerkannt werden.
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