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In der Diözese Bozen-Brixen rücken die dunklen Schatten der Vergangenheit wieder ins Licht. Nach der Veröffentlichung einer umfassenden Missbrauchsstudie haben sich mehr als 20 Betroffene bei der diözesanen Ombudsstelle gemeldet. Diese Studie, die von der Münchner Kanzlei WSW erstellt wurde, hat erschreckende Ergebnisse hervorgebracht. Seit den 1960er Jahren wurden 67 Missbrauchsfälle dokumentiert, wobei 29 Beschuldigte mit nachweisbaren Taten konfrontiert werden. Die Mehrheit der gemeldeten Vorfälle liegt 30 bis 60 Jahre zurück, was die Dringlichkeit zeigt, die Schicksale der Opfer endlich zu thematisieren, betonte die Diözese, wie Kathpress berichtete.
Ortsbischof Ivo Muser zeigte sich tief betroffen von den Berichten und übernahm die Verantwortung für Versäumnisse in seiner Amtszeit. Er kündigte an, die diözesanen Richtlinien zu optimieren und eine unabhängige Interventionsstelle einzurichten, um den für Missbrauch beschuldigten Priestern gegenüber transparent und konsequent zu handeln. „Transparenz, Ehrlichkeit und der Mut zur Wahrheit sind unverzichtbar“, so Muser weiter. Die Diözese plant zudem ein enges Monitoring und die Einführung eines neuen Maßnahmenkatalogs zur Verbesserung des bestehenden Regelwerks, wie auch BZ-BX anmerkte.
Neue Maßnahmen zur Prävention
Um die Betroffenen noch besser zu unterstützen, wird ein Support-Team für Gemeinden bereitgestellt, in denen Missbrauchsfälle bekannt wurden. Dies soll Raum für Gespräche schaffen und die Dynamik des Missbrauchs aufarbeiten, während gleichzeitig klare Regeln für den Umgang mit Kindern in kirchlichen Einrichtungen erarbeitet werden. Die Fachgruppe, die die noch lebenden Priester überprüft, will ein differenziertes Vorgehen entwickeln und könnte Maßnahmen wie das Verbot zur Feier öffentlicher Gottesdienste oder Einschränkungen seelsorgerlicher Tätigkeiten empfehlen.
Die Diözese betont, dass jede Meldung vertraulich behandelt wird und die Betroffenen je nach Bedarf psycho-soziale sowie rechtliche Unterstützung erhalten. Außerdem gibt es nun eine stärkere Einbindung von Frauen in diözesane Entscheidungsprozesse. Der Bischof appellierte an die Betroffenen, ihre Geschichten zu teilen, um die Kirche zu einem sichereren Ort zu machen und einen Kulturwandel einzuleiten, der auf Hinsehen, Zuhören und Handeln setzt. Die Aufarbeitung der Missbrauchsfälle bleibt somit ein zentrales Anliegen für die Diözese Bozen-Brixen.
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