
Im malerischen Nebbiuno, Italien, steht die 100-jährige Anna Possi, die älteste Barista des Landes, seit 1958 an der Kaffeemaschine ihrer "Bar Centrale". Während Kaffee in Italien eine wahre Kunst ist, hat Possi, die schon lange nicht mehr selbst Kaffee trinkt, klare, aber auch überraschend lockere Ansichten zu den traditionellen Trinkgewohnheiten. Während viele Italiener nach 12 Uhr keinen Cappuccino mehr bestellen würden, sieht sie in dieser Regel keinen Sinn. "Wer bin ich, dass ich meinen Gästen vorschreiben muss, wann sie welchen Kaffee zu trinken haben?", äußerte Possi in einem Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. Ihr Motto: Genuss kennt keine Uhrzeit, solange man auf seinen eigenen Geschmack hört.
Kaffeepause nach dem Essen? Fehlanzeige!
Die alteingesessene Barista hat dennoch zwei goldene Regeln für den Kaffeegenuss, die man sich merken sollte: Erstens sollte Kaffee nicht mit frisch gepresstem Orangensaft kombiniert werden, da dies für unangenehme Folgen sorgen kann. Zweitens empfiehlt sie, nach einem üppigen Mittagessen keinen Kaffee mehr zu trinken, weil der Magen bereits voll ist. Interessanterweise hat sie die strengen Vorschriften für Cappuccino-Trinker aufgelockert, was bei vielen Touristen und Kaffeeliebhabern für Erleichterung sorgt. Ihre Kunden, die nachmittags noch einen Cappuccino genießen möchten, bekommen diesen, ganz gleich zu welcher Uhrzeit.
Annas Blick auf die Kaffeekultur spiegelt sich auch in der Diskussion wider, die viele Deutsche über die italienischen Trinksitten führen. Während der Cappuccino nach dem Mittagessen in Italien oft als verpönt gilt, findet Anna, dass sich die Zeiten geändert haben. "Die Regeln haben sich im Lauf der Jahre gelockert", so die Barista, was auch Touristen zugutekommt, die mit einer anderen Kaffeekultur konfrontiert werden. Ihre unkonventionelle Haltung wird von der Tatsache unterstützt, dass sich die traditionell rigiden Kaffeeregeln, insbesondere für Reisende, zunehmend auflockern. Als "Nonna Anna" genießt sie es, die Spreu vom Weizen zu trennen und klärt damit mehr als nur einen Mythen auf – sie bringt frischen Wind in die Kaffee-Diskussion, wie auch InFranken berichtete.
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