Im Rahmen des aktuellen Wandels in der Versicherungsbranche wird deutlich, dass Veränderungen nicht immer mit Angst verbunden sind. Während das „Expert:innentreffen der Versicherungsmakler 2024“ in Rust stattfand, wurde unter dem Motto „Change in der Versicherungswirtschaft und Maklerschaft“ ein breites Spektrum an Herausforderungen und Chancen diskutiert.
Die Branche steht vor einem markanten Wandel, welcher auch von Kostendruck und dem aufkommenden Einsatz künstlicher Intelligenz geprägt ist. Christoph Berghammer, Obmann des Fachverbands der Versicherungsmakler, betont, dass trotz aller Herausforderungen die Maklerschaft auf einem soliden Weg ist.
Konsolidierung und ihre Folgen
Einer der zentrale Punkte, die bei der Diskussion angesprochen wurden, war die Konsolidierung im Maklermarkt. Laut Andrea Stürmer, der scheidenden Vorstandsvorsitzenden der Zürich Versicherungs-AG, zeigen sich hier nicht nur Bewegungen im Bereich der Pools, sondern auch das Interesse von Investoren am österreichischen Markt. Diese bringen frischen Wind, da sie Rendite und Wertsteigerung suchen, was zu neuen Überlegungen für Makler und Versicherer führt.
Der Wertsteigerung kommt eine zentrale Rolle zu, was unter anderem durch Synergien, Digitalisierung und geschickte Verhandlungen mit Versicherern gefördert werden kann. Versicherer haben hierbei mehrere Handlungsoptionen: Sie können an Traditionen festhalten, selektiv kooperieren oder als Vorreiter neue Geschäftschancen erkunden.
Ein weiterer Aspekt der Diskussion ist der stetige Kostendruck. Die Frage, ob ein individueller Service für Kunden auf lange Sicht möglich ist, wurde aufgeworfen. Dank innovativer Ansätze und strategischer Ressourcenverwaltung könnte der Kundenkontakt jedoch optimiert werden.
Künstliche Intelligenz als Schlüssel
Ein herausragender Punkt, den die Experten ansprachen, ist die Rolle der künstlichen Intelligenz im Versicherungswesen. Alexander Heinrich von der PEHB Rechtsanwälte GmbH stellte fest, dass KI in der Schadensbearbeitung zunehmend an Bedeutung gewinnt. Der sorgfältige Umgang mit Kunden ist hierbei entscheidend, um negative Erfahrungen im Vergleich zu früheren, persönlichen Ansprechpartnern zu vermeiden.
Stürmer hebt hervor, dass die Investitionen in KI äußerst vielversprechend sind. „Die Optionen sind schier unendlich“, so ihre Einschätzung. Besonders in Anbetracht des Fachkräftemangels könnten KI-Anwendungen in der Schadensbearbeitung wertvolle Unterstützung leisten.
Ein frischer Wind weht auch in der Versicherungsrechtsdatenbank VersDB, wo seit kurzem ein KI-Chat verfügbar ist, der den Nutzern ermöglicht, Fragen zu stellen und aus geprüften Daten Antworten zu erhalten.
Nachhaltigkeit und Klimawandel
Ein besonders drängendes Thema, das ebenfalls angesprochen wurde, ist die Nachhaltigkeit und der Klimawandel. Stürmer wies darauf hin, dass dieser Wandel ein „existenzielles Risiko“ darstellt. Die Dynamik der Risiken, die aus dem Klimawandel resultieren, ist kaum absehbar. Es ist von großer Wichtigkeit, dass die gesamte Branche sich auf die Herausforderungen und Risiken, die durch Naturkatastrophen entstehen, vorbereitet und Lösungen findet.
Für Berghammer liegt die Zukunft der Maklerschaft dabei in einer nachhaltigen Betriebsweise, die nicht nur die Digitalisierung, sondern auch umweltschonende Strategien und ESG-Kriterien berücksichtigt.
Er betont, dass es erforderlich ist, nach Lösungen zu suchen; dies könnte auch eine europäische Herangehensweise erfordern, insbesondere im Hinblick auf die rechtlichen Ansprüche Geschädigter nach Naturkatastrophen.
Die Politik müsse Rahmenbedingungen schaffen, die eine angemessene Versicherung zu wirtschaftlichen Bedingungen ermöglichen, da dies eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, die über die Befugnisse von Maklern und Versicherern hinausgeht.
Abschließend lässt sich festhalten, dass die Veränderungen in der Branche zwar herausfordernd sind, jedoch auch Chancen bieten. Berghammer macht deutlich, dass es jetzt nicht an der Zeit ist, sich vor den Veränderungen zu fürchten. Er ist zuversichtlich, dass der Weg nach vorne positiv gestaltet werden kann.