Zu den Sorgen an einem der zentralen Plätze in St.Gallen, dem Marktplatz Bohl, zählt das Auftreten von Süchtigen, die oft lautstark auf sich aufmerksam machen. Es kommt nicht selten vor, dass Passanten und insbesondere Kinder, wie ein 9-jähriger Junge berichtet, sich unwohl fühlen. „Da sind so seltsame Leute,“ sagt er über seine Schulwegroute, die am belebten Platz vorbeiführt. Ein vierzehnjähriges Mädchen teilt ähnliche Ängste, besonders wenn sie beobachtet, wie betrunkene Personen mit Dosen werfen. Die Stimmen und Konflikte unter den Süchtigen stören die ruhigen Momente in der Innenstadt.
Die Stadt ist sich der Situation bewusst und die Stiftung Suchthilfe steht in Kontakt mit den Behörden. Lokale Berichte haben jedoch gezeigt, dass beim Zustand der Sicherheit in St.Gallen unterschiedliche Meinungen bestehen. Während Sicherheitskräfte oft bereitstehen, erzählt Michael Augsburger von den Verkehrsbetrieben, dass zwar mehr pöbelnde und alkoholisierte Personen aufgefallen sind, die Rückmeldungen der Fahrgäste aber bisher wenig besorgniserregend waren.
Aufmerksamkeit aufgrund lauter Verhaltensweisen
Es ist kein Geheimnis, dass am Bohl seit Jahren zahlreiche Süchtige verweilen, oft unbemerkt von den meisten Menschen, die einfach durch die Stadt laufen. Diese Personen sehen oft verloren aus, sitzen unter der Calatrava-Halle oder an anderen Orten in der Nähe des Coop City. Manchmal tanzen sie oder unterhalten sich friedlich, aber es gibt auch erschreckende Momente, wie zum Beispiel lautes Geschrei oder aggressive Äußerungen.
Sonja Lüthi, die Stadträtin, hat sich klar zu diesen Sachverhalten geäußert und betont: „St.Gallen hat kein Sicherheitsproblem. Die Stadt ist im Allgemeinen sicher für ihre Bürgerinnen und Bürger und für Besuchende.“ Sie bezeichnet das auffällige Verhalten der Randständigen als eine kleine, isolierte Gruppe, die leicht in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit geraten kann.
Wichtiges Verständnis für Suchtproblematik
Regine Rust, die Geschäftsleiterin der Stiftung Suchthilfe, erläutert, dass nur einige Bettler auffallend laut sind und dass diese oft unter psychischen Erkrankungen leiden. Der Konsum von Alkohol verstärkt ihre Symptome, was zu lauten Verhalten führen kann. Sie betont, dass das Verständnis von Menschen für die Randständigen wichtig ist und dass der Umgang miteinander toleranter sein sollte. Als Beispiele nennt sie die regelmäßig wiederkehrenden Klienten, die sich auffällig verhalten. In besonderen Fällen empfiehlt sie, mit der Stiftung oder der Polizei in Kontakt zu treten.
Trotz der beunruhigenden Vorfälle gibt es Passanten, die die Lage gelassen sehen. So berichtet eine 16-jährige Schülerin, dass sie nur Abstand hält, wenn jemand schreit. Für andere, wie einer Seniorin, die regelmäßig hierher kommt, ist die Situation unproblematisch. „Ich habe noch nie ein Problem erlebt,“ sagt sie. Rust weist darauf hin, dass viele Menschen mit Suchterkrankungen sich am Bohl aufhalten, weil sie das Leben um sich herum beobachten möchten, auch wenn sie sich keinen Platz in einem Café leisten können.
Konflikte oder laute Auseinandersetzungen können auch schnell wieder abklingen. Ein Vorfall, bei dem ein Mann lautstark eine Frau angriff, endete damit, dass er verärgert davonstiefelte, während die Frau einfach ihren Burger fertig aß. Es bleibt abzuwarten, wie die Stadt die Situation am Bohl weiter angehen wird, um sowohl das Bedürfnis nach sozialer Unterstützung zu erfüllen als auch die öffentliche Ordnung zu wahren.
Die Stadtpolizei beobachtet das Geschehen genau und setzt präventive Maßnahmen ein, um auffällige Verhaltensweisen zu kontrollieren, ohne dass ständige Interventionen nötig sind. Rust hebt hervor, dass es wichtig ist, dass die Klienten der Stiftung gut betreut und bei Bedarf in andere Räume geleitet werden, um Konflikte im öffentlichen Raum zu vermeiden.