Moritz strahlt vor Freude, während er stolz die Engelsfackel durch die Straßen von Schwerin trägt. Der zehnjährige Junge ist blind, sitzt im Rollstuhl und hat Krampfanfälle, doch sein lächelndes Gesicht erzählt eine ganz andere Geschichte. Diesen besonderen Moment erlebte er im Rahmen des „Kinder-Lebens-Lauf 2024“ – einem beeindruckenden Marathon, der durch ganz Deutschland führt und unter anderem schwerstkranken Kindern gewidmet ist, die möglicherweise nie die Chance auf ein „normales“ Leben haben werden.
Moritz, der als Frühchen in der 23. Schwangerschaftswoche zur Welt kam, bringt seine Familie in eine prekären Lage, die jedoch durch die Unterstützung des Schweriner Hospizvereins gemildert wird. Seine Mutter, Ricarda Richter, beschreibt eindrücklich, wie diese Situation das Leben ihrer Familie verändert hat. „Es hat unser ganzes Leben umgekrempelt“, erinnert sie sich. Doch trotz der Herausforderungen haben sie nicht gezögert, als die Möglichkeit bestand, Moritz als Fackelträger an dieser bedeutenden Aktion teilhaben zu lassen.
Die Bedeutung der Aktion
„Wir wollten sofort mitmachen, um nicht nur die Öffentlichkeit auf die Kinderhospizarbeit aufmerksam zu machen, sondern auch um einfach mal Danke zu sagen“, erklärt Papa René Richter. Dieser Gedanke steht hinter dem Kinder-Lebens-Lauf, welcher nicht nur dazu dient, auf die Herausforderungen von Kindern mit schwersten Erkrankungen hinzuweisen, sondern auch, um Unterstützung anzubieten. „Mit der Aktion möchten wir das Thema Kinderhospizarbeit in den Fokus rücken, denn viele betroffene Familien in ihrem herausfordernden Alltag benötigen dringend Hilfe und Begleitung“, sagt Martina Sterth vom Ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienst Schwerin.
Am Mittwoch, als die Engelsfackel in die Landeshauptstadt brachte, war das ein bewegender Moment für alle Beteiligten. Zehn Mitglieder des Motorradclubs „Red Knights MC Germany 26“ übergaben die Fackel an die örtlichen Hospizdienste. Dieser symbolische Akt stellt die Gemeinschaft und Solidarität im Umgang mit herausfordernden Lebenssituationen unter Beweis. „Es ist wirklich toll hier“, freut sich Moritz unter dem herzlichen Beifall der Zuschauer.
Nachdem Moritz die Fackel durch die Innenstadt bewegt hatte, übernahm Alex, eine ehrenamtliche Mitarbeiterin des Hospizdienstes, um die Fackel weiter zu transportieren. „Ich werde die Fackel dann mit dem Fahrrad auf den Paulsdamm fahren“, kündigt sie an. Diese kontinuierliche Weitergabe symbolisiert die Lebensreise der schwerstkranken Kinder und die Unterstützung, die sie dringend benötigen.
Von Ort zu Ort
Die Reise mit der Engelsfackel wird am Donnerstag fortgesetzt, als sie vom Hospizverein Schwerin an den DRK Wasserwacht übergeben wird. Dabei werden unterschiedliche Verkehrsträger genutzt, um die Fackel über vielfältige Strecken nach Gnoien und schließlich nach Greifswald zu bringen. „Wir freuen uns sehr, an dieser Aktion teilzunehmen“, sagt Elisabeth Arndt vom Schweriner Hospizverein und hebt hervor, wie wichtig es ist, auf die Arbeit des Dienstes aufmerksam zu machen. „Behinderte Menschen gehen nach wie vor unter in der Gesellschaft“, erklärt Ricarda Richter. Sie präzisiert, dass auch Menschen, die sich nicht äußern können, den Wunsch haben, an dieser Gemeinschaft teilzuhaben.
Im Rahmen des Kinder-Lebens-Laufs, der am 18. April unter dem Motto „Inklusion in Aktion“ am Brandenburger Tor startete, werden verschiedene Aktivitäten genutzt, um die Fackel weiterzugeben. Katharina, eine der Radsportprofis, berichtet, dass sie die Engelsfigur 85 Kilometer nach Gnoien tragen wird und somit aktiv zur Bewusstseinsschaffung beiträgt.
Mit einer Vielzahl von Aktionen wird die Fackel erlebbar gemacht. Sei es durch Fahrradtouren, Helikopterflüge oder einfache Fußmärsche – jede Etappe bringt die Botschaft „Inklusion“ und „Unterstützung für die Kinderhospizarbeit“ näher. Der gesamte Lauf endet schließlich am 13. Oktober zum Welthospiztag im Europa-Park in Rust, wo ein großes Abschlussfest stattfindet.
„Es macht mich überglücklich zu sehen, dass sich der Kinder-Lebens-Lauf über die Zeit zu einer festen Größe in der Kinderpalliativszene und weit darüber hinaus etabliert hat“, sagt Franziska Kopitzsch, die Geschäftsführerin des Bundesverbands Kinderhospiz. In diesem Jahr steht Deutschland unter dem Motto „Demokratie braucht Inklusion“, und die Initiatoren gehen einen Schritt weiter, indem sie Inklusion proaktiv umsetzen. Die Engelsfackel symbolisiert nicht nur Hoffnung, sondern auch die Unterstützung, die so viele Familien brauchen, um die Herausforderungen des Lebens besser bewältigen zu können.