In Bad Dürkheim, am Mittwoch, den 30. Oktober, findet um 18:30 Uhr eine bedeutende Veranstaltung im Stadtmuseum, Römerstraße 20/22, statt. Geplant sind ein Konzert und ein Vortrag, die im Zusammenhang mit der Ausstellung „Sie waren Dürkheimer“ stehen. Diese widmet sich dem Schicksal der jüdischen Gemeinde Bad Dürkheims während des Nationalsozialismus. An diesem besonderen Abend werden die Cellistin Rebecca Rust und der Fagottist Friedrich Edelmann Musik des amerikanisch-jüdischen Komponisten Laurence Sherr präsentieren. Sherr selbst wird anwesend sein und in sein Werk einführen.
Die Veranstaltung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Pfälzischen Musikgesellschaft sowie der Stadtbibliothek, die zudem einen Büchertisch unter dem Motto „Gegen das Vergessen“ bereitstellt.
Ein Fenster zur Vergangenheit
Die Hintergründe sind tiefgründig. 1940 wurden alle jüdischen Bürger von Baden und der Saarpfalz von den Nationalsozialisten in das Internierungslager Gurs verschleppt. In dieser katastrophalen Umgebung fanden mehr als 6.500 Menschen, sowohl Männer, Frauen als auch Kinder, ihre Gefangenschaft. Die Bedingungen waren untragbar und viele Deportierte starben an Erschöpfung und Krankheiten. Unter ihnen waren die Vorfahren von Laurence Sherr mütterlicherseits, dessen Mutter die einzige Überlebende der Familie war.
Laurence Sherr hat sich international einen Namen gemacht, indem er den Holocaust durch Musik in Erinnerung ruft. Seine Arbeit umfasst Kompositionen, Forschung, Lehrtätigkeit sowie die Organisation von Gedenkveranstaltungen. In der kommenden Zeit wird er in die Pfalz reisen, um Aktivitäten durchzuführen, die der Deportation nach Gurs gedenken, die am 20. Oktober 1940 durch den Gauleiter Bürckel stattfand. Diese Veranstaltungen werden vom Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg unterstützt.
Musik als Stimme der Erinnerung
An diesem Abend werden Rust und Edelmann Werke von Sherr präsentieren, die tief mit der Erinnerung an die Opfer des Holocaust verbunden sind. Diese Stücke greifen traditionelle Melodien und Gesänge eines überlebenden Kantors auf und bieten so einen emotionalen Zugang zu den Gräueltaten der Vergangenheit. Laurence Sherr wird die Zuschauer mit einem Powerpointunterstützten Vortrag in die Bedeutung der einzelnen Kompositionen einführen und die damit verbundenen historischen Kontexte erläutern.
Der Abend im Stadtmuseum geht über die bloße Wiedergabe von Fakten hinaus. Die Musik bietet einen tiefen emotionalen Austausch und lässt die Zuhörer auf eine Art und Weise reflektieren, die allein durch Texte nicht möglich ist. Rebecca Rust und Friedrich Edelmann, die sich seit vielen Jahren für diese Thematik einsetzen, bringen mit einem von der Landesregierung in Mainz geförderten Film, der die Werke jüdischer Komponisten thematisiert, eine weitere Dimension in diese Erinnerungskultur. Der Film wurde im Festjahr 2021, das 1.700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland zelebrierte, als offizieller Beitrag ausgewählt und ist kostenlos auf YouTube verfügbar.
Die Veranstaltung ist kostenpflichtig und die Karten werden nur an der Abendkasse erhältlich sein. Wer mehr Informationen möchte, kann sich telefonisch im Stadtmuseum unter 06322 9354300 melden. Weitere Details finden Sie hier.