Der Historiker Herbert Brettl wurde für sein jüngstes Werk „Sichtbar Machen: Erinnerungslandschaft – Orte und Zeichen des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus im Burgenland“ mit dem Fred Sinowatz-Wissenschaftspreis ausgezeichnet. Diese Ehrung, die zum zwanzigsten Mal verliehen wurde, ist nicht seine erste. Bereits 2004 und 2012 erhielt er diesen bedeutenden Preis für seine früheren Bücher über jüdische Gemeinden und den Nationalsozialismus im Burgenland. Auf seiner Webseite www.brettl.at veröffentlicht er regelmäßig Beiträge zur Geschichte der Region.
Brettl erklärt, warum es notwendig ist, Denkmäler zu errichten, die auf die Ungerechtigkeiten hinweisen, die während des Zweiten Weltkriegs Minderheiten widerfahren sind. „In unserer Vergangenheit ist Unrecht geschehen“, betont er. Es gehe darum, die Augen nicht vor der Geschichte zu verschließen und Verantwortung zu übernehmen. Erinnern sei nicht nur eine Frage der Tradition, sondern auch ein aktiver Prozess, der uns alle betrifft. Es ist wichtig, dass wir nicht einfach vorbeigehen, sondern die Bedeutung dieser Orte anerkennen.
Wichtige Denkmäler und deren Entstehung
Die Recherche für sein Buch begann Brettl vor zwei Jahrzehnten. Er sammelt Informationen aus Zeitungsberichten und dem Internet, um ein umfassendes Bild der Gedenkstätten im Burgenland zu schaffen. Er sieht es als wichtig an, auch kleinere Denkmäler zu erforschen, die oft durch persönliche Geschichten und Empfehlungen von Anwohnern entdeckt werden. „Es gibt so viele unentdeckte Geschichten und Denkmale, die es verdienen, hervorgehoben zu werden“, sagt Brettl.
Aktuelle Entwicklungen und zukünftige Vorhaben
Sein Buch hat bereits dazu geführt, dass in verschiedenen Orten im Burgenland neue Gedenkstätten entwickelt werden, was Brettl sehr erfreut. Er nennt einige Beispiele wie Loipersdorf-Kitzladen und Deutsch Jahrndorf, wo neue Denkmäler in Arbeit sind. Auch in Rust wird ein Gedenkzeichen entwickelt, das zusammen mit Schülern und einem Künstler entsteht. Diese Entwicklungen sind ein Zeichen dafür, dass das Bewusstsein für die eigene Geschichte wächst.
Insgesamt appelliert Brettl an die Verantwortlichen in den Gemeinden, mehr über die zivilen Opfer während der Kriege zu gedenken. Er hebt hervor, dass es in Burgenland 328 Ortschaften gibt, aber nur eine begrenzte Anzahl an Gedenkstätten für die zivilen Opfer existiert. „Warum sollten wir nicht auch für sie Erinnerungszeichen schaffen?“, fragt Brettl und fordert mehr Engagement in dieser Hinsicht.
Die Veränderungen in der Wahrnehmung von Geschichte und Erinnerung sind für Brettl sichtbar. Während in der Vergangenheit oft das Augenmerk auf den Opfern des Militärs gelegt wurde, kommt heute vermehrt Raum für das Gedenken an die zivilen Opfer, darunter auch die Roma. „Es ist dringend notwendig, auch diese Stimmen zu hören und ihre Geschichten zu erzählen“, fügt er hinzu.
Abschließend zeigt Brettl, dass eine neue Generation das Erbe der Vergangenheit überdenkt und dass ein Umdenken darüber, was in der Geschichte geschehen ist, bereits im Gange ist. Die Erinnerungsarbeit ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen und es gibt viel zu tun, um die vollständigere Geschichte für zukünftige Generationen zu bewahren. Sein neuestes Buch zielt darauf ab, Neugier zu wecken und zu inspirieren.
Für weitere Informationen zu Brettls Arbeit und seinen Beobachtungen empfiehlt sich ein Besuch auf www.bvz.at.