Im vergangenen Jahr wurde in Österreich eine bedeutende Änderung im Umgang mit Einwegverpackungen beschlossen: Ab Januar 2025 wird ein neues Einwegpfand-System eingeführt. Dieses System sieht vor, dass auf alle Getränkeflaschen und Dosen ein Pfand von 25 Cent erhoben wird. Kunden bekommen diesen Betrag zurück, wenn sie die Verpackungen ordnungsgemäß zurückgeben. In diesem Zusammenhang stehen Unternehmen und Einzelhändler vor der Herausforderung, sich auf die neuen Regelungen vorzubereiten.
Im Bezirk Oberpullendorf bereitet sich die Firma Gradwohl in Weppersdorf intensiv auf diese Umstellung vor. Die Referentin Julia Bader-Gradwohl hat erläutert, wie das Unternehmen aktiv die Schulungsangebote und Informationen der Wirtschaftskammer nutzt. „Die Umstellung auf das neue Pfandsystem bringt weitreichende Änderungen in der Lagerung und Handhabung von Pfandverpackungen mit sich“, sagt sie.
Herausforderungen für kleine Betriebe
Ein weiteres Unternehmen, die Kastl Greissler GmbH, hat ebenfalls Schritte unternommen, um sich mit dem neuen System vertraut zu machen. Geschäftsführer Christoph Meyer berichtet von den Herausforderungen, die eine Rücknahme der Flaschen in ihren kleinen Selbstbedienungsläden mit sich bringt. „Wir können aufgrund der Struktur unserer Geschäfte keine Rücknahme anbieten und erwägen daher, eine Strafgebühr zu zahlen, statt den Aufwand für die Integration eines Rücknahmesystems zu betreiben“, erklärt er.
Die Umstellung wird als große Herausforderung wahrgenommen, insbesondere die Schulung des Personals ist hier ein kritischer Punkt. Laut Julia Gradwohl ist es wichtig, dass die Mitarbeiter gut geschult sind, damit sie den Umgang mit den neuen Pfandregeln souverän gestalten können. „Wir haben bereits seit Oktober Schulungsmaßnahmen für das Team eingeführt“, fügt sie hinzu. Auch die Kassensysteme mussten angepasst werden, um die Pfandverpackungen korrekt zu erfassen.
Offene Fragen und Vorbereitungen
Trotz der gelungenen Vorbereitungen gibt es nach wie vor einige Bedenken, vor allem in Bezug auf den Platzbedarf für die Rücknahmen und die Lagerung der Pfandverpackungen. „In einigen Filialen könnte es eng werden“, warnt Gradwohl und ergänzt, dass auch die Rücknahme von beschädigten Flaschen problematisch sei.
Ein weiterer Punkt, den sowohl Gradwohl als auch Meyer ansprechen, sind die offenen Fragen in Bezug auf die gesetzliche Umsetzung des neuen Systems. Beide Geschäftsführenden wünschen sich mehr Klarheit und spezifische Vorgaben seitens der Gesetzgeber, um besser auf die Anforderungen reagieren zu können und die Kunden entsprechend zu informieren.
Die mögliche Veränderung im Kaufverhalten ist ebenfalls ein Thema. „Wir rechnen damit, dass in den ersten Monaten zahlreiche Nachfragen kommen werden, da viele Kunden zunächst nur den erhöhten Preis wahrnehmen werden“, sagt Meyer. Er erwartet daher eine gewisse Verwirrung und Unsicherheit bei den Konsumenten, die sich erst im kommenden Jahr an das Pfandsystem gewöhnen müssen.
Langfristig könnte das neue Pfandsystem auch Auswirkungen auf das Sortiment der Produkte haben, die die Firma Gradwohl anbietet. „Wir werden zunehmend Verpackungen nutzen, die die Anforderungen des Systems erfüllen“, erklärt Gradwohl. Christoph Meyer hingegen sieht für die Kastl Greissler GmbH keine notwendige Umstellung des Sortiments und verweist auf die Erfahrungen aus Deutschland, wo das Pfandsystem schon länger besteht und das Kaufverhalten kaum beeinflusst hat.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Unternehmen in Oberpullendorf vor einer anspruchsvollen Herausforderung stehen, sich auf das neue Einwegpfand-System vorzubereiten, das sowohl Chancen als auch Risiken birgt. Die Meinungen darüber sind gemischt, doch die Bereitschaft, sich den Veränderungen zu stellen, ist klar erkennbar. Das System könnte langfristig das Recycling und die Abfallreduzierung fördern, auch wenn der Weg dorthin mit Hürden gespickt ist.