In Österreich nimmt die Zahl der Wildunfälle kontinuierlich zu, was vor allem auf die veränderten Lebensräume der Tiere und den dichten Verkehr zurückzuführen ist. Laut dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) sind im Zeitraum von 2019 bis 2024 im Durchschnitt etwa 72.939 Wildunfälle pro Jahr verzeichnet worden. Diese Entwicklung hat nicht nur Auswirkungen auf die Tierwelt, sondern auch auf die Verkehrssicherheit der Menschen. In den letzten fünf Jahren wurden bei diesen Unfällen insgesamt 1.586 Person verletzt und sechs getötet.
Laut KFV-Direktor Christian Schimanofsky sind die häufigsten Zusammenstöße zwischen Fahrzeugen und Tieren mit Rehen und Hasen, wobei Rehe in 55 Prozent der Fälle beteiligt sind. Dies ist alarmierend, da der Zusammenstoß mit einem größeren Tier wie einem Reh nicht nur für das Tier, sondern auch für die Insassen des Fahrzeugs gefährlich ist. In den letzten 16 Jahren hat sich die Zahl getöteter Rehe sogar um 7 Prozent erhöht, während die Anzahl der bei Unfällen getöteten Hasen um 55 Prozent zurückgegangen ist.
Regionale Unterschiede im Unfallgeschehen
Ein Blick auf die regionalen Daten zeigt, dass es in bestimmten Bezirken mehr Wildunfälle gibt. Der Bezirk Amstetten hat die schlimmste Bilanz, denn hier ereignen sich 4 Prozent aller Wildunfälle mit Personenschäden. In Neusiedl am See hingegen werden mehr Hasen überfahren als Rehe, doch die Gesamtzahl der Unfälle ist in beiden Bezirken etwa gleich hoch, mit jährlich rund 3.030 Unfällen.
Besonders in Niederösterreich ist die Situation besorgniserregend. Mehr als 39 Prozent aller tödlichen Wildunfälle ereigneten sich in diesem Bundesland, welches lediglich 23 Prozent der Gesamtfläche Österreichs ausmacht. Warum genau sind die Zahlen so hoch? Josef Pröll, der Landesjägermeister von Niederösterreich, erklärt, dass die hohe Dichte an Straßen und die Anzahl der Verkehrsteilnehmer wesentliche Faktoren sind. Diese Überlastung führt dazu, dass Wildtiere häufiger die Straßen überqueren müssen.
Praktische Tipps zur Unfallvermeidung
Das KFV unterstreicht die Wichtigkeit, besonders in der Dämmerung vorsichtig zu fahren, da fast die Hälfte der Wildunfälle in der Dunkelheit passiert. Autofahrer sollten immer alert sein und sich auf das Verkehrsgeschehen konzentrieren, denn Ablenkungen führen oft zu Unfällen. Es wird empfohlen, beim Erblicken eines Tieres abzuschnallen, zu hupen und stark zu bremsen, während ein Ausweichmanöver in der Regel mehr Gefahren birgt.
Pröll weist auch darauf hin, dass trotz bestehender Maßnahmen wie Wildwarnanlagen und Verkehrszeichen die Aufmerksamkeit der Verkehrsteilnehmer von größter Bedeutung ist. Autofahrer sollten das Tempo anpassen, insbesondere in Bereichen, wo Wildwechsel angezeigt wird, und die Straße im Auge behalten, um sicherer durch wildreiche Gebiete zu fahren.
Ein weiterer Bedrohungsfaktor für Wildtiere ist der Klimawandel, der Tiere dazu bringt, kürzere Wege zwischen Wasser und Nahrung zurückzulegen und somit häufiger Straßen querenden. Diese Herausforderungen werden durch eine erhöhte Freizeitnutzung verstärkt, welche zusätzlich zu den Sorgen um die Tierwelt beiträgt.